Prävention

Schulz-Asche: Kein Präventionsgesetz für Apotheker

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Berlin -

Die Apotheker wollen verstärkt bei Präventionsangeboten mitmischen. Doch die Politik sieht das anders. „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, sagte nun auch die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche. Aus ihrer Sicht sollten sich die Apotheker nicht darum bemühen, in das geplante Präventionsgesetz aufgenommen zu werden, sondern sich auf das Medikationsmanagement konzentrieren.

Aus Sicht von Schulz-Asche machen Apotheken bereits sehr viele Angebote, etwa in Sachen Früherkennenung oder bei der Reisemedizin. „Apotheken sind sicher einer der zentralen Orte, die wir in Deutschland haben und die wir nutzen sollten“, so die Grünen-Politikerin. Für sie geht es um die Frage, wer an welcher Stelle einen sinnvollen Beitrag leisten kann.

Die Rolle der Apotheken sieht sie vor allem in der Sekundär- und Tertiärprävention. „Bei Diabetes ist der Kontakt zur Apotheke ganz wesentlich“, so Schulz-Asche mit Blick auf das Projekt Glicemia. Da hätten Investitionen einen Sinn und dann müssten Leistungen auch vergütet werden.

In der Primärprävention braucht es aus ihrer Sicht aber andere Organisationsformen, die näher an den Lebenswelten der Menschen anknüpften. Zwar könnten Apotheken auch bei der Primärprävention mitwirken, aber als eigentliche Stärke der Apotheker sieht Schulz-Asche das Medikationsmanagement. Hier sollten sich die Apotheker lauter zu Wort melden, findet Schulz-Asche. Die Apotheker seien prädestiniert dafür, Probleme bei der Medikation zu lösen. „Das sind Maßnahmen im klassischen Bereich ihrer Kompetenzen.“

Da das Präventionsgesetz aber die Primärprävention im Fokus habe, sollten die Apotheken nicht auf dieses Gesetz schielen. Die Frage, welche Rolle die Apotheker spielen können, sollte laut Schulz-Asche erst einmal vom Präventionsgesetz getrennt werden.

Dr. Christian Belgardt, Präsident der Berliner Apothekerkammer, bezweifelte, dass in der Politik überhaupt bekannt ist, welche Präventionsleistungen Apotheken erbringen. Ärzte stellen für ihn nicht das Problem dar, sondern die Krankenkassen. Diese würden Leistungserbringer ausschließen. „Prävention ist eine Aufgabe, die jeden Tag in der Apotheke stattfindet“, betonte Belgardt.

Aus Sicht von CDU-Gesundheitspolitiker Roy Kühne müssen die Apotheker an ihrem Ruf arbeiten. Die Kassen würden ihnen vorwerfen, die Situation des Patienten auszunutzen, um ein Geschäft zu machen, und sie daher von der Prävention ausschließen.

Kühne rät den Apothekern zu der „U-Boot-Variante“: Sie sollten in Modellprojekten beweisen, dass es ihnen nicht nur um den Verkauf und das Geldverdienen gehe, sondern um die Gesundheitsversorgung. An die Firmen richtete Kühne den Appell, mit Apothekern – und anderen Leistungserbringern – zusammenzuarbeiten und die Prävention so auf breite Schultern zu verteilen.

Belgardt wendet ein: „Aber irgendwann geht es doch um Geld. Es ist nicht alles in 8,35 enthalten.“ Als Vorbild für eine Leistung, für die Apotheker auch honoriert werden könnten, sieht er das Impfprojekt des Deutschen Apothekerverbands (DAV) vorstellen. Apotheker prüfen dabei die Impfpässe ihrer Kunden oder erfragen, welche Impfungen sie bereits erhalten haben.

Eben dieses Projekt sieht Schulz-Asche allerdings „ziemlich kritisch“. „Apotheker sollten bei den Präventionsleistungen bleiben, die sie bereits anbieten“, findet die Grünen-Politikerin. Die Apotheke sei ein niedrigschwelliges Angebot für die meisten Menschen und helfe dabei, gesund zu werden und sich durch das Gesundheitssystem zu manövrieren. „Das sind die Leistungen der Apotheke.“

Kühne könnte sich zwar vorstellen, dass Apotheker Präventionsleistungen erbringen. Ob es dafür allerdings eine Vergütung geben könne, sei noch nicht absehbar. Der CDU-Politiker machte aber auch deutlich, dass Apotheker aufgrund ihres Studiums und ihrer täglichen Arbeit pharmazeutische, ökonomische und organisatorische Kompetenzen hätten. „Das sind Kompetenzen, die wir auch nutzen könnten.“

Kühne betonte, dass besonders in Sachen Prävention der Blick über den Tellerrand wichtig sei. Dabei müsse darüber gesprochen werden: Wer macht was und warum? Apotheken seien in einigen Fällen, etwa bei der Blutdruckmessung, bereits erste Anlaufstelle.

Zusätzliche Leistungen sollten aus Kühnes Sicht nicht ohne Entgelt erfolgen. „Was nichts kostet, ist nichts wert“, zeigt sich der Politiker überzeugt. Es sei ein gesellschaftliches Problem, mehr Eigenverantwortung zu propagieren. Man müsse das Bewusstsein dafür schaffen, dass Leistung Geld kostet.

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