Politstar dank Hüftgelenksdebatte dpa, 07.11.2008 12:59 Uhr
Wenn am Wochenende im badischen Rust die Junge Union zu ihrem Deutschlandtag zusammen kommt, kehrt deren Vorsitzender Philipp Mißfelder zu seiner politischen Basis zurück. Der 29-Jährige ist aber längst mehr als nur Chef der nach eigener Aussage größten politischen Jugendorganisation Europas. Wie kaum ein anderer Politiker mit dem Etikett Nachwuchspolitiker hat er daneben auch bereits in seiner Mutterpartei eine erstaunliche Karriere gemacht.
Seit 1999 - er war 20 Jahre alt - sitzt Mißfelder im CDU-Bundesvorstand. 2005 zog er als Abgeordneter des Wahlkreises 122 (Recklinghausen, Castrop-Rauxel, Waltrop) in den Bundestag ein. Seit kurzem ist ihm dort sogar der Sprung in den angesehenen Auswärtigen Ausschuss gelungen.
Trotz seiner Jugend ist Mißfelder im Land bekannter als viele andere Politiker, die weit älter sind und schon 10 oder 15 Jahre im Bundestag sitzen. Das hängt vor allem mit einer „Jugendsünde“ zusammen, die ihn 2003 fast die Karriere gekostet hätte: Auf dem Höhepunkt des Unions-internen Streits um die Gesundheitsreform zog er sich als selbsternannter Sprecher der Jugend, die um die Zukunft ihrer Gesundheitsversorgung bangt, den Zorn der Senioren zu. Stein des Anstoßes: In einem Interview zog er in Zweifel, „dass 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“.
Mißfelder überstand den Sturm und ist seitdem Dauergast in Fernseh-Talkshows. Damals zeigte sich bereits, wie geschickt er hinter den Kulissen Rückhalt organisieren kann. Dank dieser Fähigkeit dürfte er auf dem nächsten CDU-Bundesparteitag im Dezember in Stuttgart sogar in das Präsidium gewählt werden, das wichtigste Gremium der Partei. Bezeichnenderweise kommt der Vorschlag trotz der „Hüftgelenk-Geschichte“ von damals aus der Senioren-Union, mit der er inzwischen ein Herz und eine Seele ist.
In der Jungen Union ist Mißfelder ohnehin ein Star. So verwundert es auch nicht, dass er auf dem Deutschlandtag in Rust bei seiner vierten Wahl zum Vorsitzenden keinen Gegenkandidaten hatte.