In den Ferien machen die Abgeordneten gerne Abstecher in den Wahlkreisen vor Ort, vor allem wenn die Bundestagswahl vor der Tür steht. Bei den Apothekenbesuchen von Georg Kippels (CDU) in Elsdorf und Tilo Gundlack (SPD) in Wismar stand der Wettbewerb mit den Versandapotheken im Fokus. Ina Spanier-Oppermann (SPD) informierte sich über ein Krefelder Gesundheitspilotprojekt.
Kippels saß 20 Jahre im Stadtrat seiner Heimatgemeinde Bedburg und führte zehn Jahre davon die CDU-Fraktion. Seit 2013 ist er Bundestagsabgeordneter für den Rhein-Erft-Kreis. Als Nachfolger von Jens Spahn, der als Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium gewechselt war, sitzt er auf dem NRW-Ticket im Gesundheitsausschuss. Im September stellt er sich zur Wiederwahl.
„Vor Kurzem hat Herr Kippels eine große Podiumsdiskussion zum Thema Rx-Versandverbot organisiert, zu der die High Society angereist kam“, erzählt Ilona Weiß von der Hubertus-Apotheke in Elsdorf. „Eine CDU-Politikerin hier aus dem Ort machte mich auf die Veranstaltung aufmerksam. Irgendwie war ich dann in ihrem Verteiler und wurde dann aus dem Büro von Herrn Kippels angerufen, ob er zu einem Besuch vorbeikommen könne.“
Die Chance habe sie sich nicht entgehen lassen. Als Abgeordneter hat sich Kippels bereits mehrfach klar für ein Versandverbot von rezeptpflichtigen Medikamenten ausgesprochen. Weiß fütterte ihn zusätzlich mit vielen Argumenten aus ihrer eigenen Erfahrung. „Wir sind eine Landapotheke. Elsdorf hat zwar 21.000 Einwohner, aber auch nur, weil mehrere Dörfer zusammengefasst worden sind“, sagt die Apothekerin. „Die Apotheke stellt die Versorgung des gesamten Umkreises sicher.“
Das beinhalte viele Sonderleistungen, die eine Versandapotheke nicht leiste: „Wir haben einen Botendienst und stellen Spezialrezepturen her, viele davon für Kleinkinder.“ Zudem versorge die Apotheke zwei Seniorenheime. „Wir verblistern für die einzelnen Bewohner, das ist viel Aufwand. Zudem machen wir Schulungen fürs Pflegepersonal.“ Das koste alles Zeit und Geld.
Auch der zusätzliche Aufwand bei der Beschaffung von Kontingentartikeln werde nicht abgedeckt. „Nicht immer sind Originalpräparate beim Großhändler verfügbar. Die Hersteller lassen sich dann viele Gründe einfallen, warum es gerade einen Engpass gibt, fehlende Rohstoffe zum Beispiel. Ich muss dann die Medikamente direkt beim Hersteller bestellen“, berichtet Weiß. „Das macht Arbeit, die Konditionen sind schlechter, die Patienten müssen Wartezeiten in Kauf nehmen. Bei DocMorris werden Kontingentartikel einfach vom Rezept gestrichen.“
Nicht zuletzt müssten die Arbeitsplätze, darunter ortsnahe Teilzeitstellen, finanziert werden. „Wenn ich dann bei allem, was wir leisten, noch Rezeptboni gewähren würde, klappt die Querfinanzierung aus anderen Bereichen nicht mehr. Dann kann ich irgendwann den Schlüssel rumdrehen.“
Kippels freute sich über das „offene und informative Gespräch“. Er habe viele Freunde und Bekannte aus dem Apotheken- und Krankenhausumfeld. Auch aus vielen Besuchen bei inhabergeführten Apotheken in seinem Wahlkreis und darüber hinaus seien ihm die Sorgen der Betreiber sehr vertraut.
„In meinem Heimatort Bedburg erlebe ich viele junge, sehr engagierte Apotheker, die den Betrieb zum Teil schon in der zweiten und dritten Generation führen oder Neugründer sind. Sie arbeiten sehr zukunftsorientiert und haben sicherlich keine Scheuklappen, aber wünschen sich Fair Play und gleiche Wettbewerbsbedingungen.“
Bei einer Wiederwahl wolle er die Erfahrung von ländlichen Apotheken ebenso wieder auf den Tisch bringen wie ein Rx-Versandverbot. Viel sei er auch im Gespräch mit Apothekerkammern und -verbänden. „Ich denke, dass es irgendwann zu Änderungen bei Preisen und Abgaben geben wird. Aber wir müssen uns hüten, jetzt schon Einbrüche hervorzurufen, die wir hinterher nicht mehr korrigieren können.“
Um mögliche Strategien gegen den Versandhandel ging es auch beim Besuch von Gundlack in der Wismarer Markt-Apotheke von Michael Eick. „Der stärker werdende Internethandel stellt ein Problem dar“, hat der SPD-Landtagsabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern erfahren. „Mit einer guten Beratung, gutem Service und dem individuellen Gespräch stellt sich Eick diesem harten Wettbewerb.“ Die Apotheke sei ein Ort der Kommunikation mit persönlichem Kontakt und einem offenen Ohr, habe ihm der Betreiber vermittelt. Eick leitet seit 2009 auch die Friedenshof-Apotheke.
Parteifreundin Ina Spanier-Oppermann aus dem Landtag von Nordrhein-Westfalen besuchte derweil die 3Königen-Apotheke in Krefeld. Hier wurde gerade das Pilotprojekt einer lokalen Gesundheitskommunikationsplattform gestartet. Auf installierten Notebooks können Apothekenkunden online einen Termin oder eine Überweisung in der Arztpraxis nachzufragen, ein Wiederholungsrezept zu bestellen oder gemessene Vitaldaten zur Abklärung der Diagnose an den Arzt schicken.
Die Apotheke werde damit zum zentralen Anlaufpunkt in allen Fragen der Kunden und Patienten, die aktuell einer Lösung bedürften, erfuhr die SPD-Politikerin.
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