Vor einigen Tagen freute sich Apotheker Jan Reuter von der Central-Apotheke Walldürn über Resonanz auf seine Anfragen: Gleich vier Politiker und eine Politikerin begrüßte er in seiner Apotheke, zusammen mit zwei Vertretern von Pfizer. Die Themen: impfen und die Notlage der Apotheken.
Zu Besuch kamen: der parteilose Bürgermeister Meikel Dörr, der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion und Gesundheitspolitische Sprecher Jochen Haußmann, die Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Nina Warken, Landrat Dr. Achim Brötel und SPD-Kreisrat Jürgen Mellinger sowie Kollege und Vizepräsident des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV) Rouven Steeb. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) habe er ebenfalls eingeladen, der hatte aber leider keine Zeit.
Den Stadtrat und stellvertretenden Vorsitzenden der Fraktion Mellinger wollte er gerne dabei haben, auch wenn er in einer Partei mit Karl Lauterbach ist. Immerhin sei er auch Kunde, man kenne sich und es sei wichtig, mit allen den politischen Diskurs zu suchen. Schlechter lief es da zuletzt mit einer anderen SPD-Politikerin in Berlin. Bei einer Veranstaltung der Abda habe diese ihm und anderen Apotheker:innen geraten, auf den zweiten Porsche zu verzichten. „Typisch linear reduktionistische Denkweise einer realitätsfernen Politikerin, die ganz offensichtlich nicht tief im Thema ist“, schrieb Reuter zum Vorfall auf Instagram.
Pfizer hatte einen politischen Besuch zum Thema Impfen initiiert, Reuter nutzte die Gelegenheit und schrieb selbst zahlreiche Mitglieder aus dem Landtag und weitere Politiker an. Besonders zu Nina Warken bestünde bereits ein guter Kontakt. Über den Besuch des FDP-Politikers Jochen Haußmann habe sich Reuter außerordentlich gefreut, immerhin habe dieser keinen kommunalen Bezug, habe zwei Stunden Fahrt auf sich genommen und schlaue Fragen gestellt, zum Beispiel zum Thema Bürokratie-Abbau. „Er hat sich dafür interessiert, wie die Abläufe sind, was man verbessern könnte und was wir Apotheken uns wünschen würden.“
Auch wenn es in erster Linie um pharmazeutische Dienstleistungen und auch das Apothekenhonorar als Thema für den Bund ging, hält es Reuter für wichtig, mit lokalen Politikern zu sprechen: „Das hat Charme. Immerhin geht es um Themen, die ihnen am Herzen liegen: Arbeitsplätze in der Region und die Gesundheitsversorgung.“ Zudem bekräftigten beide Apotheker, was von Lauterbachs „Apotheke light“-Plänen zu halten sei und setzten sich für das Impfen der Apotheken ein, auch abseits von Grippe und Corona. Zum Beispiel sei FSME besonders ein relevantes Thema, so Reuter, die Impfungen dazu würde er gerne in die Apotheken holen.
Die Regionalpresse berichtete ebenfalls über den Besuch. „Den Apothekern im Land reicht’s“, heißt es beispielsweise im Bericht der Fränkischen Nachrichten. „Wenn ich heute vor der Wahl stünde, würde ich keine Apotheke mehr eröffnen“, machte Reuter dort deutlich. Er und Steeb hätten eine zentrale Forderung an die Politik, heißt es weiter: „Wir wollen nicht mehr Geld, wir wollen das gleiche Geld.“ Denn eine Honoraranpassung sei schon lange überfällig. „Die Kosten laufen uns davon, und wir haben keine Möglichkeit, davonzukommen. Viele Kollegen stehen wirklich mit dem Rücken zur Wand“, so Apotheker Steeb von der Bahnhof-Apotheke in Bad Rappenau gegenüber der Regionalzeitung.
Auf Instagram konnte Reuter ebenfalls ein positives Resümee ziehen: „Gestern hatten wir hohen (und aufmerksamen) Besuch in unserer schönen Apotheke. Wir haben miteinander gesprochen, nicht übereinander“, schrieb er einen Tag nach dem Besuch. Und an die Besucher:innen gerichtet: „Die Apothekerschaft ist dankbar für Eure Haltung gegenüber einer fairen Vergütung, dem Abbau unnötiger Bürokratie und der Wertschätzung unserer Bemühungen, alles für die Patienten in die Wagschale zu werfen.“
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