Rezeptur

CDU-Politiker: Apotheker zahlen drauf

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Berlin -

Der Bundestagsabgeordnete Tino Sorge (CDU) hat sich über die Herstellung von Rezepturen und die Substitutionstherapie in Apotheken informiert: In einer Magdeburger Apotheke schaute er sich an, wie die Methadon-Zubereitungen angefertigt, an die Patienten abgegeben und das Ganze dokumentiert wird. Beeindruckt davon, wie strukturiert und hochprofessionell die Abgabe organisiert ist und wie viel beachtet werden muss, war für ihn klar: Bei der Vergütung besteht Nachbesserungsbedarf.

Für Sorge ist klar, dass die Mischkalkulation in den Apotheken nicht mehr aufgeht. „Manches hat früher vielleicht mal funktioniert – inzwischen klappt es aber in zahlreichen Fällen nicht mehr.“ Bei den Ärzten erlebe er ähnliche Probleme, da es inzwischen immer mehr ältere und multimorbide Patienten gebe, die mehr Beratung benötigten.

Das ist Sorge zufolge besonders in Sachsen-Anhalt ein Problem. Wie in den neuen Bundesländern insgesamt gibt es dort mehr ältere und multimorbide Patienten, die höhere Kosten im Gesundheitssystem verursachen. Doch nicht nur Kassen müssten daher schärfer kalkulieren, sondern auch Ärzte, die weniger Privatpatienten hätten als in anderen Bundesländern, erklärt Sorge.

In der Apotheke gibt es seiner Meinung nach einige Bereiche, die man sich genauer anschauen müsste. Dazu zählt Sorge die Substitutionstherapie: „Zum Teil bekommt der Apotheker von der Krankenkasse weniger vergütet als er für benötigten Aufwand und zum Beispiel das benötigte Drogenersatzmedikament Methadon aufwenden muss.“ Zudem würden die Zubereitungen individuell angefertigt, für die Patienten vorbereitet, protokolliert, abgewogen und digital erfasst. Die einzelnen Arbeitsschritte wurden Sorge am Donnerstag bei seinem halbtägigen Apothekenpraktikum von Apotheker Gert Fiedler genau erklärt.

In der Rezeptur ließ sich der Politiker zeigen, wie Arzneimittel hergestellt werden. „Mir war so konkret nicht bewusst, dass alle Ausgangsstoffe in der Apotheke noch einmal überprüft werden“, so Sorge. Die Forderung der Apotheker nach einer besseren Bezahlung kann er gut nachvollziehen: „Das, was die Apotheker beispielsweise für die Rezepturherstellung bekommen, steht in keinem Verhältnis zum betriebswirtschaftlichen Aufwand. Die Vergütung ist diesbezüglich nicht mehr zeitgemäß.“ Er sieht Handlungsbedarf – auch weil er befürchtet, dass andernfalls immer weniger Apotheken Rezepturen herstellen.

In Sachen Nullretaxationen muss aus Sorges Sicht ebenfalls gehandelt werden. „Die Argumentation, dass Rechnungen – so hat es zum Teil den Anschein – aus 'erzieherischen' Gründen gekürzt werden, halte ich für nicht haltbar und unangemessen“, so der Gesundheitspolitiker. „Das kann man unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit nur schwer nachvollziehen.“

Das Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) zur Einschränkung der Apothekenwahl bei der Zytostatikaversorgung zugunsten von Selektivverträgen sieht der Gesundheitspolitiker und Jurist kritisch: „Im Hinblick auf den Grundsatz der freien Apothekenwahl hätte ich mir eine differenziertere Entscheidung gewünscht", so Sorge. Die Entscheidung des BSG hält er für „nicht sehr gelungen“. Auch das ist für ihn ein Bereich, den sich nach seiner Auffassung die Politik genauer anschauen sollte.

Sorge setzt neben einer Mischkalkulation auf die Honorierung bestimmter Leistungen. „Eine ausschließliche Mischkalkulation mag in gut laufenden Apotheken noch funktionieren, bei anderen ist aber zum Beispiel die – wenn dort häufig nachgefragte – Rezepturherstellung schon ein Minus-Geschäft.“ Sorge spricht sich daher für eine Überprüfung des Apothekenhonorars aus. Bei Fragen der Dynamisierung könnten seiner Meinung nach unter anderem die gestiegenen Personalkosten in der Diskussion berücksichtigt werden.

Sorge ist im Rahmen seines Programms „Politiker im Praktikum“ regelmäßig Gast bei verschiedenen Unternehmen. Im vergangenen Jahr besuchte er die Apotheke von Dr. Jens-Andreas Münch, dem Präsidenten der Landesapothekerkammer Sachsen-Anhalt. „Ich weiß ganz gerne, wo die Probleme vor Ort liegen und mache mit gern persönlich ein Bild“, so Sorge.

Die Tätigkeit des Apothekers umfasst aus Sorges Sicht inzwischen sehr viel mehr als die Abgabe von Arzneimitteln, neben der Beratung und Herstellung beispielsweise auch die noch engere Kooperation mit dem behandelnden Arzt des Patienten. Die hält Sorge für besonders wichtig: „Ich hätte mir daher gewünscht, dass die Apotheker beim E-Health-Gesetz, insbesondere beim Medikationsmanagement, stärker eingebunden worden wären“, sagt er.

Denn gerade im Hinblick auf digitale Anwendungen verfügen die Apotheken bereits jetzt ohnehin schon über zahlreiche Daten, die teilweise den Ärzten nicht vorlägen, etwa welche weiteren Ärzte der Patient konsultiere und welche zusätzlichen Medikamente er einnehme. „Das müssen wir zukünftig viel besser vernetzen, etwa über den digitalen Medikationsplan.“

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