Politik pro Apotheke – die Wiederentdeckung des Dorfes Lothar Klein, 06.06.2018 09:21 Uhr
In Westfalen-Lippe haben Apothekerkammer und Apothekerverband weitere Unterstützung für den Erhalt der Apotheke vor Ort erhalten. Die Lebensqualität ländlicher Räume hänge entscheidend von der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung ab, sagte Dr. Olaf Gericke (CDU), Landrat des Kreises Warendorf, bei einem Besuch des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL). Die sichere Arzneimitteltherapie stand im Mittelpunkt eines mehr als zweistündigen Gesprächsaustausches, zwischen Claudia Middendorf (CDU), Patientenbeauftragte des Landes NRW, und Vertretern der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL).
„Apotheken gehören auch in den ländlichen Gemeinden einfach dazu, um gleichwertige Lebensverhältnisse zu sichern“, sagte Gericke im Gespräch mit AVWL-Vorstandsmitglied Johannes Hermes und Geschäftsführer Hans-Jürgen Simacher. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft sei die örtliche Anwesenheit flexibler Dienstleistungen und Beratung von Apotheken unverzichtbar.
Der Landrat sprach von einer „Wiederentdeckung des Dorfes“, in dem sich nach Meinung vieler oft nicht nur günstiger, sondern auch besser leben lasse als in anonymen Großstadtstrukturen. Für den Kreis Warendorf und andere Regionen Westfalen-Lippes gelte dies umso mehr, als sie stets wirtschaftlich und sozial stark gewesen seien. Es gebe ein hoch entwickeltes bürgerschaftliches Engagement, das der Kreis Warendorf fördere. So böten in Gemeinden der Region Bürger eigenverantwortlich Fahrdienste zu Arztpraxen, Apotheken oder anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens.
Das gesundheitliche Netzwerk im Kreis Warendorf sei sehr solide mit 70 Apotheken im Kreisgebiet, von denen im vergangenen Jahr drei geschlossen worden seien. Bei der Erstversorgung von Flüchtlingen habe die Zusammenarbeit mit den örtlichen Apotheken reibungslos funktioniert. Mit den Apotheken scheint der Landrat ohnehin kaum Probleme zu haben. „Ordnungsbehördlich macht mir keine Branche so wenig Kopfzerbrechen wie die Apotheken“, so Gericke.
Erhebliche Anstrengungen sind nach übereinstimmender Meinung von Gericke, Hermes und Simacher beim Ausbau schneller und sicherer Datennetze erforderlich, um die Digitalisierung auch für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung stärker zu nutzen. Den Versandhandel rechnen sie eher nicht dazu. „Päckchen packen hat mit Digitalisierung nichts zu tun“, so AVWL-Geschäftsführer Hans-Jürgen Simacher.
Die sichere Arzneimitteltherapie, gerade für Menschen, die auf viele Arzneimittel zugleich angewiesen sind, stand im Mittelpunkt eines mehr als zweistündigen Gesprächsaustausches, den Claudia Middendorf, Patientenbeauftragte des Landes NRW, mit Spitzenvertretern der Apothekerkammer Westfalen-Lippe führte. Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening, Heinrich Sondermann (Delegierter der Kammerversammlung) und Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter erläuterten der Patientenbeauftragten des Landes unter anderem das Apo-AMTS-Konzept der Kammer, die in den vergangenen Jahren mehr als 1000 Apothekern zu AMTS-Managern ausgebildet hat.
„Wir begegnen damit auch den vielfältig erlebbaren Tendenzen interessierter Marktkräfte, das Arzneimittel zu trivialisieren“, so Overwiening. Arzneimittel seien aber keine Bonbons, sondern eine Ware besonderer Art, die gerade bei Menschen in der Polymedikation auch Wechsel- und Nebenwirkungen hervorrufen können. „Hier ist gerade der Apotheker als Lotse durch einen immer komplexeren Arzneimitteldschungel gefragt.“ Ausdrücklich begrüßten Middendorf und die AKWL-Vertreter die Pläne von Bund und Land, die PTA-Ausbildung zukünftig so zu fördern, dass kein Schulgeld mehr erhoben werden muss. Overwiening verdeutlichte, dass zukünftig zusätzlich zu gut qualifizierten PTA aber auch deutlich mehr Apotheker benötigt würden. Sie erneuerte ihre Forderung nach einem weiteren Hochschulstandort für das Pharmaziestudium in Westfalen-Lippe.