Krankenversicherung

PKV: TK will nur Marktmacht ausbauen APOTHEKE ADHOC, 11.04.2012 15:57 Uhr

Berlin - 

Eigentlich könnte es der PKV ja schmeicheln, dass die Gutachter der Techniker Krankenkasse den GKV-Bereich liberalisieren wollen. Doch die Privatversicherer fürchten um ihr Alleinstellungsmerkmal – und um ihr Geschäft: Der Systemwettbewerb von GKV und PKV habe sich bewährt; eine Ausweitung der umlagefinanzierten GKV würde die demografische Herausforderung des deutschen Gesundheitswesens nicht lösen, sondern vergrößern, sagte PKV-Direktor Volker Leienbach.

Die von der TK vorgeschlagene Reform dient aus seiner Sicht nicht den Versicherten, sondern nur den Interessen der GKV, da sie im Wesentlichen die Marktmacht der Krankenkassen ausbauen würde: „Sie würden die Kundenbindung ihrer vielen Millionen Pflichtversicherten ausnutzen, um private Zusatzangebote zu verkaufen“, so Leienbach.

Auch habe es nichts mit Wettbewerb zu tun, die Krankenkassen in eine private Rechtsform umzuwandeln, es zugleich aber bei der Pflichtversicherung mit einheitlichem Leistungskatalog und staatlich subventionierter Beitragsfreiheit für Ehegatten zu belassen. Eine wirkliche Privatisierung der GKV würde bedeuten, dass deren Unternehmen sich dem Versicherungsrecht und der Kontrolle durch die Versicherungsaufsicht ebenso unterwerfen müssten wie auch den europäischen Eigenkapitalanforderungen, so Leienbach. „Sie müssten auf staatliche Subventionen und die Steuerbefreiung verzichten, würden also von Steuerempfängern zu Steuerzahlern.“ Genau auf diese Privilegien wolle Klusen aber offenbar nicht verzichten.

Die Erfahrungen der Niederlande mit einer ähnlichen „Privatisierungs“-Reform seien abschreckend: Dort habe die Reform von 2006 zu einem Oligopol aus vier großen Krankenversicherungs-Konzernen geführt. „Die Versicherten haben nichts davon, im Gegenteil: Die Gesundheitskosten steigen dort inzwischen deutlich stärker als in Deutschland. Und in den Niederlanden herrscht inzwischen Wartelisten-Medizin für alle.“ Derartige Einheitsmodelle führten letztlich zu „Zwei-Klassen-Medizin pur“.