FAZ: Apothekerlobby am Ziel APOTHEKE ADHOC, 09.01.2015 12:04 Uhr
Während die Apotheker noch rätseln, ab wann sie welche Pille danach ohne Rezept abgeben dürfen oder müssen, ist für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schon klar, wer Gewinner der Umstellung ist: Die Medikamenten- im Verein mit der Apothekerlobby sei endlich am Ziel, heißt es in einer FAZ-Glosse.
Seit mehr als zehn Jahren dränge die Apothekerlobby auf die freie Verkäuflichkeit der Notfallkontrazeptiva, meint die FAZ, fragt sich aber, wie dieses Ziel erreicht wurde – „und das alles ohne die FDP“.
Die Antwort der Zeitung: „Weil Bundesgesundheitsminister Gröhe (CDU) im Kampf gegen die angeblichen Frauenversteher und vermeintlichen Selbstbestimmungsadvokaten in allen Fraktionen und die rot-grüne Mehrheit im Bundesrat immer schon am kürzeren Hebel saß.“
Es sei Gröhe nicht zu verdenken, dass er nach der Entscheidung der EU-Kommission zur Freigabe von EllaOne seinen Kampf für die Beibehaltung der Rezeptpflicht „inklusive ärztlicher Beratung“ aufgegeben habe. „Ohnehin ist es angesichts von mehr als 400.000 Verschreibungen im Jahr längst eine Farce, von einem 'Notfallantikonzeptivum' zu sprechen“, so die FAZ.
Bei der konservativen Zeitung ärgert man sich, dass die Verhütung jetzt „mehr denn je Sache der Mädchen und Frauen wird“ – inklusive der Risiken und Nebenwirkungen. „Was für ein Fortschritt!“
Tatsächlich hat die Bundesapothekerkammer (BAK) die Entscheidung aus Brüssel begrüßt. Massiv für einen OTC-Switch lobbyiert haben die Apotheker aber nicht. Die Pharmazeuten sind in der Bewertung der Freigabe durchaus gespalten. Zwar bedeutet die Abgabe ohne vorherigen Arztkontakt ein Plus an Verantwortung, dafür steigt auch der Beratungsaufwand in der Offizin erheblich.
Die Apothekerkammern bereiten sich schon auf den Wechsel vor: Die Mitglieder sollen im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen auf die Abgabe der Pille danach besonders geschult werden. Wirksamkeit, Physiologie und Pharmakologie spielen dabei ebenso eine Rolle wie die richtige Kommunikation mit den Kundinnen und das Thema Diskretion.