Notfallkontrazeptiva

PiDaNa: Frauenärzte werben für Rezept

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Berlin -

Seit dem OTC-Switch sind die Verordnungen der Notfallkontrazeptiva rückläufig. Die im Rahmen der Selbstmedikation abgegebenen Packungennehmen zu. Dem Berufsverband der Frauenärzte (BVF) ist der OTC-Switch ein Dorn im Auge, Apothekern wird wiederholt vorgeworfen, schlecht zu beraten. Nun wirbt der BVF für die Abgabe der Notfallkontrazeptiva auf Rezept und setzt auf die Erspranis für junge Frauen.

„Seit die Pille danach rezeptfrei erhältlich ist, wird sie nur noch selten auf Kassenrezept aus der Apotheke geholt“, beschwert sich Dr. Christian Albring, Präsident des BVF. „Viele Mädchen wissen leider nicht, dass sie für diese Arzneimittel weiterhin ein Rezept bekommen können und das Medikament dann kostenlos abgegeben wird“, erklärt Albring weiter. Levonorgestrel (LNG) ist seit der Entlassung aus der Verschreibungspflicht seit 2015 nicht mehr unter den meist verordneten Arzneimitteln im Arzneimittelverordnungsreport zu finden. Ulipristal (UPA) hat von 2015 auf 2016 etwa die Hälfte der Verordnungen verloren. Im Jahr 2016 wurden laut Arzneimittelverordnungsreport 20.000 (0,02 DDD) Ulipristal dokumentiert – ein Minus von 46 Prozent

In der Apotheken müssen laut BVF je nach Präparat 15 bis 35 Euro aus eigener Tasche bezahlt werden. Wer ein Rezept vom Arzt bekommt, zahlt jedoch bis zum 18. Geburtstag keinen Cent für die Notfallverhütung. „Vom 18. bis 20. Geburtstag fällt nur eine Zuzahlung von 5 Euro an“, werben die Gynäkologen. Aber auch älteren Frauen wird zu einem Arztbesuch geraten. Denn dieser biete „viele weitere Vorteile gegenüber der Apotheke“.

So könnten die Frauen beispielsweise auf Anzeichen einer Infektion nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr untersucht werden. Die Mediziner könnten zudem eine dauerhafte und zuverlässige Verhütungsmethode besprechen oder gar unterstützend tätig sein, wenn es sich um gezwungenen Geschlechtsverkehr gehandelt habe. Der BVF wirbt außerdem für den Einsatz der Kupferspirale. „Sie ist empfehlenswert bei Übergewicht, weil dann die Pille danach nicht mehr zuverlässig wirkt, und auch dann, wenn der ungeschützte Sex schon mehr als einen oder zwei Tage zurückliegt. Wenn die Kupferspirale gut vertragen wird, kann sie auch längere Jahre als Verhütungsmittel liegenbleiben.“

Die Verordnung der Notfallkontrazeptiva ist laut BVF auch am Wochenende gesichert, wenn die Praxen geschlossen haben. „Die Pille danach verordnet am Wochenende für die unter 20-Jährigen der Arzt im Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen, erreichbar unter der bundesweiten Telefonnummer 116117“, so Albring.

Wer die Pille danach ohne Rezept gekauft hat, darf jedoch nicht auf das nachträgliche Verordnen durch den Arzt hoffen. Denn laut § 8 Arzneimittelrichtlinie darf der Arzt nur ein Rezept ausstellen, wenn er sich vom Zustand des Patienten überzeugt hat, was im Nachhinein schwierig sein dürfte. In Satz 2 heißt es: „Eine Verordnung von Arzneimitteln ist von Ausnahmefällen abgesehen nur zulässig, wenn sich die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt von dem Zustand der oder des Versicherten überzeugt hat oder wenn ihnen der Zustand aus der laufenden Behandlung bekannt ist.“ Weiter heißt es: „Vor einer Verordnung von Arzneimitteln ist zu prüfen, ob eine behandlungsbedürftige Krankheit vorliegt [...]“.

Die Pille danach sollte nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Versagen der Verhütung so schnell wie möglich eingenommen werden, da die Wirksamkeit dann am größten ist. Allerdings gibt es Unterschiede bei den Wirkstoffen: Bei LNG, einem Gestagen, beträgt das Zeitfenster der Einnahme 72 Stunden, der Progesteron-Rezeptor-Modulator UPA kann hingegen bis zu fünf Tage danach eingenommen werden. LNG und UPA verhindern den Eisprung. Falls dieser bereits stattgefunden hat, sind die Substanzen nicht mehr wirksam. Jedoch kann der Zeitpunkt der Ovulation nicht vorhergesagt werden, daher empfehlen die Hersteller die Einnahme zu jedem Zeitpunkt des Menstruationszyklus.

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