Pharmaziestudium

Brandenburg will keine Apotheker ausbilden

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Berlin -

Die Landesregierung von Brandenburg will bis auf Weiteres keine Apotheker ausbilden und dafür keinen Pharmaziestudiengang schaffen. Zwar hatte die Wirtschaftsfördergesellschaft (ZAB) des Landes vor Nachwuchssorgen gewarnt. Angesichts der aktuellen Lage der Apotheken sieht die Landesregierung jedoch keinen Anlass, ihre Universitätsplanungen zu überdenken.

In einer Antwort auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Raik Nowaka und Michael Schierak (beide CDU) entgegnet das Landesgesundheitsministerium, dass die derzeitige Hochschulentwicklungsplanung bis zum Jahr 2025 keine Einrichtung eines Pharmazeutischen Studiengangs vorsehe. Eine Änderung sei nicht beabsichtigt. „Nach Kenntnis der Landesregierung sind die Absolventenzahlen der 22 Pharmazeutischen Institute, ebenso wie die Zahl der Pharmaziestudierenden in den letzten Jahren steigend. Die Anzahl der approbierten Apotheker/innen ist seit Jahren konstant mit leicht steigender Tendenz.“

Die ZAB hatte in einer Analyse des Arbeitskräftebedarf ermittelt, dass ein Bedarf an Apothekern im Land bestehe, der nicht durch Universitäten außerhalb Brandenburgs abgedeckt werden könne und hatte nach Ansicht der Fragesteller die Einrichtung eines eigenen Pharmaziestudienganges empfohlen. Dem widerspricht die Landesregierung. Es sei nämlich zu berücksichtigen, dass gerade das Apothekenwesen umfassend EU- und bundesrechtlich reguliert sei. „Damit sind zukünftige Rahmenbedingungen nicht immer vorhersehbar“, so das Gesundheitsministerium. Die Analyse der ZAB vertrete nicht die Auffassung, dass im Land Brandenburg Bedarf an einem pharmazeutischen Institut besteht.

Die 573 öffentlichen Apotheken in Brandenburg sicherten am Tag und auch im nächtlichen Notdienst sowie an Sonn- und Feiertagen eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Die Zahl der Apotheken in Brandenburg habe in den zurückliegenden drei Jahren im Jahresmittel konstant bei 576 Apotheken gelegen. „Negative Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung sind nicht zu erkennen“, so das Gesundheitsministerium. Die konstante Apothekenzahl trage zur wirtschaftlichen Stabilität der Einzelbetriebe bei.

Pro 100.000 Einwohnern stehen in Brandenburg durchschnittlich 25 Apotheken zur Verfügung. Nach Auskunft des Apothekerverbandes Brandenburg stelle sich die Versorgungslage in den Kreisen und kreisfreien Städten des Landes „nur geringfügig differenziert“ dar: In Uckermark, Barnim, Potsdam-Mittelmark, Havelland, Spree-Neiße und Teltow-Fläming gebe 23 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. In Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Märkisch-Oderland, Brandenburg/Havel, Potsdam, Elbe-Elster, Dahme-Spreewald und Oder-Spree seien es 24 bis 25 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Und in der Prignitz, Oberspreewald-Lausitz, Cottbus und Frankfurt kämen 26 Apotheken auf 100.000 Einwohner.

Im Zeitraum von 2005 bis 2015 war die überwiegende Mehrheit der Brandenburger Apotheker als Selbstständige oder als Angestellte in öffentlichen Apotheken tätig. Der Anteil der selbstständigen Apotheker sei aber leicht rückläufig: 2005 waren von 900 Apothekern 503 selbstständig (55,9 Prozent). Zehn Jahres später waren von 1135 Apothekern nur noch 453 selbstständige (47,9 Prozent).Der Anteil der über 55-jährigen Apotheker liegt in einzelnen Landkreisen mit mehr als einem Drittel deutlich über dem Landesdurchschnitt von 22 Prozent. „Die regionale Perspektive zeigt, dass vor allem die selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker durch einen hohen Anteil Älterer geprägt sind“, so das Gesundheitsministerium.

Nach Ansicht der Landesregierung ist in Brandenburg die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln sichergestellt. Um die Versorgungslage zu erhalten, finanziere die Landesregierung deshalb seit Jahren die Ausbildung des Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) durch Förderung der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe e.V. Eisenhüttenstadt. „Diese Förderung ist freiwillig und geschieht mit Blick auf den Fachkräftebedarf in Apotheken“, so die Antwort.

Im übrigen herrsche für Apotheker Niederlassungsfreiheit. Daher verbiet sich jeder planerische Eingriff des Staates: „Apotheker sind Heilberufler und Kaufleute in Personalunion. Sie sind in Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Apotheke abhängig von der örtlichen Infrastruktur.“ Neben den wirtschaftlichen Aspekten spielte das soziale und gesellschaftliche Umfeld eine wichtige Rolle bei der Standortwahl. Dazu gehörten gerade für junge Familien die Kinderbetreuung, Angebote für Schulen und kulturelle Aktivitäten. Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen und Anreize für junge Menschen, als selbstständige Apotheker tätig zu sein, stelle eine strukturelle Herausforderung dar, die in den Kommunen und Regionen erörtert und gesteuert werden müsse.

Außer in Bremen und Brandenburg gibt es in jedem Bundesland mindestens eine pharmazeutische Fakultät. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wird an jeweils drei Standorten Pharmazie unterrichtet, in Hessen trifft man in Marburg und Frankfurt auf Pharmaziestudenten. In Bayern gibt es sogar vier Pharmazie-Standorte: Erlangen, München, Regensburg und Würzburg. Kammer und Verband Brandenburg fordern daher seit Jahren, dass in Brandenburg endlich auch ein Pharmaziestudiengang angeboten wird. Auf diese Weise sollen Absolventen in der Region gehalten werden.

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