Impflicht nur, wenn es sein muss

Pharmaziestudenten wollen Impfen an der Uni lernen

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Berlin -

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) stellt sich hinter die Pläne der Bundesregierung für Impfungen in Apotheken. Der pharmazeutische Nachwuchs geht sogar einen Schritt weiter: Impfen soll Gegenstand des Pharmaziestudiums werden, fordert der Verband in einem jüngst veröffentlichten Positionspapier zum Thema. Von der Masernimpfpflicht hält er hingegen nicht viel – weil sie nicht weit genug geht.

Impfen ist die Zukunft. So sieht es der BPhD, der in der Möglichkeit, in der Offizin zu impfen, nicht nur eine Erleichterung für Patienten sieht, sondern eine dringend nötige Erweiterungen des Berufsbildes. Die Kompetenzerweiterung bringe „auch eine Weiterentwicklung und ein höheres Ansehen des Standes der Apothekerinnen und Apotheker mit sich und stellt damit einen elementaren Baustein bei der Weiterentwicklung des Berufsbildes hin zu einem dienstleistungsorientierten Beruf dar“, so der BPhD in seinem Positionspapier.

Für diese Zukunft sehen sich die Studenten an ihren Unis aber nicht genug gewappnet. „Zwar werden im Pharmaziestudium die nötigen theoretischen Grundlagen zum Verständnis über die Wirkungsweise von Impfungen gelegt“, kritisiert der Verband, „die praktischen Grundlagen fehlen derzeit aber noch. Daher fordern wir eine Implementierung von praktischen und kommunikativen Übungen, beispielsweise durch entsprechende Seminare, in die Curricula des Studiums.“

Den Pharmaziestudenten geht es aber nicht nur um die eigene Zukunft, sondern auch um die Rolle, die eine hohe Durchimpfungsrate für die öffentliche Gesundheit spielt. Denn auch da komme den Apotheken eine bedeutende Rolle zu. Denn weil in Apotheken eine höhere Personenfrequenz als in Arztpraxen bestehe, könnten Apotheker „aktiv auf eine breite Masse der Bevölkerung zugehen, sie für das Impfen sensibilisieren und Impfungen direkt in der Apotheke durchführen“. Hausarztpraxen könnten auf diese Weise effizient entlastet und Patienten die lange Wartezeit für einzelne Impfungen in Arztpraxen erspart werden. „Auch dies erhöht die Akzeptanz für Impfungen und stärkt ein Bewusstsein für die Relevanz von Impfungen“, so der BPhD. Der Verband begrüße deshalb die Pläne, Impfungen zeitnah durch Modellprojekte zu erproben.

Mit Blick auf die Masernimpfpflicht zeigt sich der Verband hingegen kritisch. Die von der STIKO vorgegebenen Durchimpfungsraten sollten erhöht werden, und zwar nicht nur bei den Masern, sondern bei allen von der STIKO empfohlenen Schutzimpfungen. Eine Pflicht nur für Masern sei dafür nicht der richtige Weg. Denn eine Pflicht fördere „eine negative Einstellung gegenüber dem Impfen im Allgemeinen“. Es sei deshalb zu befürchten, dass nach einer Einführung einer Impfpflicht, beispielsweise für Schülerinnen und Schüler, die Bereitschaft fällt, sich auch gegen andere Krankheiten zu impfen, die zwar empfohlen, aber nicht verpflichtend sind. „Dies wäre eine fatale Entwicklung, die es zu verhindern gilt.“ Stattdessen müsse vermehrt auf Aufklärungskampagnen und Informationsmaßnahmen gesetzt werden, um die Bevölkerung nachhaltig und langfristig zu sensibilisieren. „Wir sind der Meinung, dass Aufklärungskampagnen nachhaltiger für die Thematik sensibilisieren, als es eine Impfpflicht tun könnte“, so der BPhD.

Allerdings ist mit der Ablehnung der Masernimpfpflicht noch nicht das letzte Wort gesprochen: Denn die Ausrottung der Masern sei zwar ein wichtiges Ziel, das es zu verfolgen gelte. „Die Eradikation anderer Krankheiten darf aber nicht in den Hintergrund geraten und sollte ebenfalls durch ähnliche Ziele verfolgt werden.“ Der BPhD kritisiert deshalb, dass sich die Ziele der bisherigen Impflicht nur auf die Masern fokussieren und fordert eine Ausweitung der angestrebten Durchimpfungsquoten auf alle durch die STIKO als empfehlenswert eingestuften Impfungen.

Es solle weiterhin auf Aufklärung gesetzt werden – wenn die nicht helfe, müsse aber Zwang her: „Sollte es nicht zu einer signifikanten Erhöhung der Impfquote bis 2025 gekommen sein, spricht sich der BPhD für eine Impfpflicht für alle durch die STIKO als empfehlenswert eingestuften Impfungen für Heilberuflerinnen und Heilberufler aus.“ Die Beschlüsse für das Positionspapier hatten die Studierenden als Nachtrag zu ihrer 127. Bundesverbandstagung gefasst, die im November in Erlangen stattfand und auf der sie sich bereits gegen ein allgemeines Versandverbot von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ausgesprochen hatten.

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