Medizinstudium

Pharmaziestudenten stellen sich hinter Ärztenachwuchs Lothar Klein, 09.12.2019 13:22 Uhr

Medizinstudium: Der BPhD unterstützt die Forderungen der Medizinstudierenden (bvmd) zur Reform des Medizinstudiums. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) unterstützt die Forderungen der Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) zur Reform des Medizinstudiums. In einem offenen Brief hatte die bvmd die Vorgehensweise des Instituts für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) bei der Überarbeitung des Gegenstandskataloges für den schriftlichen Teil des zweiten Staatsexamens im Fach Medizin kritisiert. Der Brief wurde von insgesamt 34 lokalen Studierendenvertretungen mitunterzeichnet.

Die Medizinstudierenden kritisieren den übereilten Prozess durch Professorin Dr. Jünger als Direktorin des IMPP, die überraschend die Veröffentlichung des neuen Gegenstandskataloges für den schriftlichen Teil des zweiten Staatsexamens im Fach Medizin (GK2) für November angekündigt hatte. Die neuen Inhalte sollen erstmals in den M2-Staatsexamina im Frühjahr 2021 Anwendung finden.

Die bvmd bewertet den Prozess in den Arbeitsgruppen als noch nicht abgeschlossen. Daher fordern die Medizinstudierenden, den neuen GK2 erst nach Abschluss der Arbeitsphase zu veröffentlichen. Sie sehen es als realistisch an, dass die Arbeit 2020 abgeschlossen sein wird, aber noch nicht in diesem Jahr. Da die geplanten Inhalte des neuen GK2 bis jetzt erst vereinzelt und zu kleinem Ausmaß in die Lehre implementiert seien, fordert die bvmd außerdem eine Übergangsphase von drei Jahren, bevor neue Inhalte geprüft werden sollen. Damit auch nach Ablauf der drei Jahre die Qualität der Staatsexamina gewährleistet ist, sollen die medizinischen Fakultäten Strategien zur Implementierung des neuen Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloges Medizin (NKLM) entwickeln.

Der BPhD unterstütze die Forderungen der bvmd ausdrücklich, heißt es in eiern Erklärung. Für das Pharmaziestudium stehe ebenfalls die Überarbeitung der Gegenstandskataloge für das erste Staatsexamen (P1) an. Auf seiner letzten Bundesverbandstagung positionierte sich der BPhD explizit zu den Inhalten des ersten Abschnitts der Pharmazeutischen Prüfung. Die Pharmaziestudierenden sehen bei der aktuellen Ausgestaltung der Gegenstandskataloge zum P1 großen Handslungsbedarf. Daher sei eine zügige Überarbeitung natürlich wünschenswert, allerdings gefährde künstlicher Zeitdruck die Qualität eines solchen Prozesses. Die Nachhaltigkeit dieser Arbeit sei von größter Wichtigkeit.

Eine Übergangszeit von drei Jahren hält auch der BPhD für „durchaus angemessen“. Es sollte ausgeschlossen werden, dass Inhalte vorschnell in Staatsexamina implementiert werden, bevor sie den Studierenden kompetent vermittelt worden seien. Das Lehr- und das Prüfungswesen solle gemeinsam die Strategie verfolgen, die Ausbildung für Gesundheitsberufe langfristig zu verbessern: „Alleingänge einer Partei auf Kosten der Qualität der Lehre können wir unter keinen Umständen befürworten.“

Der BPhD werde sich aktiv in die Überarbeitung der Gegenstandskataloge einbringen und freue sich in dem Rahmen auf den konstruktiven Austausch mit allen Parteien. „Allerdings können wir die aktuelle, übereilte Vorgehensweise seitens des IMPP im Bezug auf den Gegenstandskatalog für das M2 nicht befürworten und fordern für die Zukunft eine transparente Zusammenarbeit, bei der Vorhaben im Vorhinein klar kommuniziert und diskutiert werden“, so der BPhD. Außerdem solle sowohl den Expertengruppen für ihre Arbeit als auch der Lehre zur Adaption der Neuerungen genügend Zeit eingeräumt werden.

Neu geregelt wurde kürzlich der Zugang zum Medizinstudium. Nach dem Bundestag stimmte auch der Bundesrat einer Änderung des sogenannten Hochschulrahmengesetzes zu. Medizinstudienplätze sollen demnach künftig gerechter vergeben werden. Geregelt wird das über einen Staatsvertrag der Länder. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Politik zu einer Neuregelung verpflichtet. Die Richter hatten im bestehenden Auswahlsystem für das Medizinstudium eine fehlende Chancengerechtigkeit bemängelt sowie zu lange Wartezeiten und eine zu hohe Gewichtung der Abiturnote beanstandet. Bei der Auswahl der Studienbewerber für Medizin müssten auch weitere Kriterien der Eignung für den Arztberuf oder entsprechende Vorbildungen berücksichtigt werden. Medizinstudienplätze sind weiterhin sehr begehrt. Rund 94.000 Frauen und Männer studieren das Fach derzeit. 15.000 mehr als vor zehn Jahren. Zuletzt kamen nach Angaben der CDU-Bildungspolitikerin Dietlind Tiemann sechs Bewerber auf einen Studienplatz.