Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) fordert, dass Versandapotheken keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel versenden dürfen, ohne das ein ausgebildeter Pharmazeut den Patienten zuvor telemedizinisch berät. Das geht aus einem Positionspapier hervor, dass der Verband auf seiner Bundestagung in Erlangen verabschiedet hat. Der Verband hatte dort zu zahlreichen politischen Vorhaben Stellung bezogen.
Nachdem der BPhD schon Anfang des Jahres klar gemacht hatte, dass er die Forderungen nach einem Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht unterstützt, haben die 150 Delegierten der Verbandstagung nun einen ausformulierten offiziellen Standpunkt verabschiedet. „Der BPhD sieht die Einführung eines Versandverbotes für verschreibungspflichtige Arzneimittel (RxVV) zur Sicherung der Gleichpreisigkeit als nicht zukunftsträchtige Maßnahme an“, so das Positionspapier. „Sicherlich ist ein RxVV zunächst als eine schnelle Maßnahme, die Gleichpreisigkeit zu wahren, anzuerkennen. Doch ein Verbot des Versandhandels ist nicht nur kurzfristig, sondern auch nicht nachhaltig gedacht.“
Denn eine „junge, digitalisierte und bequeme Gesellschaft“ werde auch nach der Einführung eines RxVV „nicht verstummen und weiter nach der Möglichkeit rufen, Medikamente im Internet bestellen zu können“. Gerade für chronisch Kranke könne der Versand von Medikamenten dabei eine Erleichterung des Alltags sein. Doch auch für die Apotheker würde ein RxVV demnach eine Gefahr bedeuten: „Im schlimmsten Fall ruht sich die Apotheker/innenschaft auf einem RxVV aus und verpasst es, sich auf die Wiederaufhebung eines RxVV vorzubereiten. Dann steht sie noch schlechter dar, als sie es derzeit tut“, so die Einschätzung.
Das soll aber nicht heißen, dass die Pharmaziestudenten einen Freibrief für den Rx-Versand fordern. Im Gegenteil fordern sie „einen noch klarer abgesteckten Rahmen für den Versand“, ein „strenges Regelwerk“ sowie die Einführung ständiger Kontrollen. Dabei haben die Studenten offenbar eine klare Einschränkung für den Versand von rezeptpflichtigen Arzneimitteln im Kopf: „Der BPhD fordert eine verpflichtende, individuelle pharmazeutische oder mindestens telepharmazeutische Beratung durch Pharmazeutinnen oder Pharmazeuten vor jedem Versand eines Arzneimittels von Versandapotheken“, so das verabschiedete Positionspapier.
Auch zu anderen aktuellen Themen positionierte sich der Verband in Erlangen, unter anderem zum ersten und zweiten Abschnitt der pharmazeutischen Ausbildung, zum geplanten Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) und dem Thema pharmazeutische Dienstleistungen. Letztere einzuführen sei eine „sinnvolle und längst überfällige Maßnahme“, allerdings müsse auf Grundlage der durchschnittlichen Lohnkosten eines Apothekers sichergestellt sein, dass die Vergütung packungsunabhängig gestaltet wird und mindestens 1,15 Euro pro Minute beträgt. „Dies würde die finanziellen Anreize für mehr Kundenzufriedenheit verstärken“, so das Positionspapier. „Wenn Patientinnen und Patienten wiederkommen, wird sich das auch im wirtschaftlichen Erfolg der Apotheke abzeichnen.“
Für die Apotheker selbst seien die pharmazeutischen Dienstleistungen eine große Chance, böten sie doch „die Möglichkeit, sich entscheidend von Versandapotheken abzuheben, die Dienstleistungen nicht in dem Umfang anbieten können werden, wie es Präsenzapotheken können“, so der Verband. „Mit der Einführung könnten sich die Apothekerinnen und Apotheker auf ein neues Standbein stellen.“ Diese Besinnung auf die naturwissenschaftlichen Qualifikationen des Apothekers werde das Berufsbild auch für Frischapprobierte und Abiturienten wieder attraktiver machen.
Auch bei den sonstigen Neuerungen, die im VOASG vorgesehen sind, kann Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offenbar auf die Unterstützung der Studierenden zählen. So spricht sich der BPhD sowohl für die Einführung des E-Rezeptes, die Mehrfachabgabe von Rx-Arzneimitteln als auch Modellprojekte zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken aus. Dass sie mit Spahns Arbeit zufrieden sind, daran lassen die Studenten wenig Zweifel: „Der BPhD begrüßt im Allgemeinen den Vorstoß des Gesundheitsministers Jens Spahn, die öffentliche Apotheke für die Zukunft zu wappnen und den Beruf der Apothekerinnen und Apotheker weiterzuentwickeln.“
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