Rx-Versandverbot

Pharmaziestudent attackiert ABDA-Präsidenten

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Berlin -

Eine Antwort auf seinen Brief an CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat Benedikt Bühler bislang nicht erhalten. Doch der Pharmaziestudent, der auch politisch in der CDU aktiv ist, hat auch andere Abgeordnete und Mandatsträger seiner Partei aufgefordert, sich zum Rx-Versandverbot zu bekennen. Weil ihm mehr als einmal geantwortet wurde, man sei dazu bereit, folge aber der ABDA, hat Bühler nach dem neuerlichen Verzicht des Gesamtvorstands auf das Rx-Versandverbot nun deren Präsidenten Friedemann Schmidt angeschrieben.

Er sei fest davon ausgegangen, dass sich die ABDA nach den Beschlüssen aus einigen Kammerbezirken doch noch einmal pro Rx-Versandverbot positionieren werde. „Dem ist leider nicht so und in meinen Augen wird somit die Zukunft meiner Generation in den Sand gesetzt“, schreibt Bühler. Das wolle er nicht auf sich sitzen lassen: Es sei ein Unterschied, ob Gesundheitsminister Jens Spahn seine Zukunft zerstöre oder seine zukünftige Standesvertretung. Von der erwarte er, dass sie bis zum Schluss kämpfe.

„Ich als Pharmaziestudierender und angehender Offizin-Apotheker kann Ihr Handeln als Standesvertretung absolut nicht nachvollziehen, weil Sie damit die Vernichtung der Apotheke vor Ort sehenden Auges hinnehmen“, schreibt Bühler an Schmidt. „Sie verbauen damit meiner Generation, die im Moment Pharmazie studiert, und auch den Kolleginnen und Kollegen, die gerade ihr Studium beendet haben, aktiv die Zukunft.“

Der Tausch einer längst überfälligen Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen gegen das Rx-Versandverbot – laut Bühler die einzige rechtssichere Lösung – sei ein wahrlich schlechter. Auch wenn neue Honorarbausteine die Apotheken in den kommenden Jahren zunächst einmal wirtschaftlich stärken würden: „Langfristig gesehen ist der Tausch, den die ABDA hier eingeht, der schlechteste Tausch, den sie eingehen kann.“

Bühler wirft der ABDA eine „Politik der alten weißen Männer“ vor. „Wir jungen Pharmazeuten möchten auch in 30, 40 und 50 Jahren noch unseren Beruf ausüben können. Und sind wir ehrlich: Ihnen persönlich kann es doch egal sein, wie die politische Lage in 15 Jahren ist, denn zu diesem Zeitpunkt wird Ihre Generation die wohl verdiente Rente genießen. Wir hingegen werden durch Ihr Vorgehen der Konkurrenz durch internationale Großkonzerne schutzlos ausgeliefert sein. Für viele, gerade kleine Vor-Ort-Apotheken wird das nicht zu verkraften sein. Mir ist das nicht egal und deshalb soll Sie dieser Brief nochmal daran erinnern, dass die junge Generation nicht außer Acht gelassen werden darf!“

Laut Bühler ist es mit der Rechtstreue der Konzerne, mit denen es die Apotheker zu tun haben, nicht weit her, auch von den Krankenkassen ist aus seiner Sicht keine Hilfe zu erwarten. Und er erinnert Schmidt daran, wie schnell der Umbruch nach Einführung des E-Rezepts gehen wird. „Natürlich wird die kleine Apotheke vor Ort auch das Einlösen der E-Rezepte anbieten. Allerdings werden die großen Konzerne hunderte von Millionen Euro in Marketingmaßnahmen investieren (können), um die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass es das nur ‚online‘ gibt.“

Der politische Rückhalt für ein Rx-Versandverbot sei da; auch die Basis der Apotheker sei dafür, wie zuletzt der Protestmarsch vom vergangenen Wochenende gezeigt habe. Dass die ABDA die Initiative in keiner Weise aufgegriffen habe, sei für ihn „sehr paradox“: „Denn dieser Prostest richtet sich doch indirekt auch gegen Sie, die ABDA! Bei einer funktionierenden Standesvertretung müsste es solche Proteste erst gar nicht geben oder sie wären von Ihnen organisiert!“

„Der eigentliche Aufgabenbereich eines selbstständigen Apothekers ist es nicht, Protestmärsche zu organisieren. Vielmehr ist diese Zeit sinnvoll bei den Patientinnen und Patienten in der Apotheke investiert. Und Studierende wie ich sollten sich nicht Sorgen um Ihre Zukunft machen und Kampagnen organisieren, damit das Studium noch einen Sinn ergibt, sondern sich auf ihre Ausbildung zum Heilberufler konzentrieren.“

„In diesem Jahr finden vier wichtige Wahlen statt und es gibt sehr viele Möglichkeiten, Druck auf die Politik auszuüben und das Rx-Versandverbot durchzusetzen“, erinnert Bühler. Man müsse es nur wollen. „Leider spüre ich bei Ihnen nicht diesen Elan, sich für die zukünftigen Genrationen einzusetzen oder gar zu interessieren.“ Auf seine eigene Kampagne #MitUnsNicht sei nicht mal einmal eine Antwort seitens der ABDA-Presseabteilung gekommen. „Ich denke, das spricht für sich.“

„Ich werde jedenfalls nicht tatenlos zusehen, wie Sie die Zukunft meiner Generation und die Sicherheit einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung für die Bevölkerung an die Wand fahren. Bis zum Schluss werde ich alles in meiner Macht stehende tun, das Rx-Versandverbot einzufordern. Und ich werde dafür nicht alleine kämpfen – so viel steht fest!“

Bühler fragt sich, warum die ABDA als Standesvertretung das Rx-Versandverbot in die zweite Reihe gestellt hat, und fordert Schmidt auf, diese Frage der Öffentlichkeit zu beantworten. „Ich als Student kann (noch) kein Mitglied der ABDA sein, deshalb kann ich nur sagen, dass ich es begrüßen würde, wenn ein Generationenwechsel bei der ABDA eingeläutet würde.“

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