Kommentar

Pharmazie als kleinster Nenner

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Berlin -

Kaufmann oder Heilberufler: Für Apotheker gilt 50:50. In der öffentlichen Wahrnehmung hat sich die Quote allerdings in Richtung Ökonomie verschoben. Das hat nicht nur mit DocMorris oder Testkäufen zu tun, sondern vor allem mit der andauernden Diskussion ums liebe Geld – und mit dem Vakuum bei der Bundesapothekerkammer. Die Wahl von Dr. Andreas Kiefer zum BAK-Präsidenten könnte eine Chance für die Pharmazie in Deutschland sein. Mehr als ein kleinster gemeinsamer Nenner ist sie aber erst einmal nicht.

Seit einigen Jahren ist es still geworden um die BAK. Während Magdelene Linz als Präsidentin seinerzeit noch regelmäßig auf dem Berliner Politparkett verkehrte und der Pharmazie ein Gesicht gab, hatte die Arbeitsgemeinschaft der Kammern nach einer kurzen Episode unter Dr. Ulrich Krötsch zuletzt deutlich an Außenwirkung verloren. Die Hessin Erika Fink kannte selbst innerhalb der Branche so gut wie niemand.

Die Kammerpräsidenten sahen daher Nachholbedarf: Die BAK müsse wieder lauter werden und pharmazeutische Themen in der Öffentlichkeit platzieren. Um der Pharmazie neues Leben einzuhauchen, sollte zunächst eine inhaltliche Agenda entworfen und anschließend ein dazu passender Kandidat für das Präsidentenamt gefunden werden. Kompromisse und Klüngeleien wie bei der vergangenen Wahl sollte es diesmal nicht geben.

Doch offenbar ist die Arbeit der BAK selbst für die Kammerpräsidenten zu unattraktiv geworden: Für den Vorstand wurden sechs Kandidaten vorgeschlagen. Nur einer meldete sich für das Amt des BAK-Präsidenten – und wurde gewählt. Und schon das ist blamabel für einen Berufsstand, der sich pharmazeutisch definiert.

Dazu kommt, dass Kiefer als Standesvertreter nicht unumstritten ist: Zwar bringt der Apotheker aus Koblenz, der auch Vorsitzender der DAC-Kommission ist, als ausgemachter Rezeptur-Experte viel pharmazeutische Kompetenz mit. Doch einigen seiner Kollegen gilt er als Querulant.

Diejenigen, die ihn heute wählten, trauten ihm 2009 den Posten jedenfalls nicht zu: Schon damals wollte Kiefer an die BAK-Spitze. Weil auch Lutz Engelen nicht zurückziehen wollte, gab es einen Kompromiss. Und der hieß Erika Fink. In diesem Jahr heißt er Dr. Andreas Kiefer.

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