Im Alltagsgeschäft des Branchenverbands Pro Generika nimmt ein Thema immer größere Bedeutung ein: Biosimilars. Als Konsequenz hat sich beim Verband jetzt eine Arbeitsgruppe zusammengetan, die sich auf das Thema fokussieren will. Der „AG Pro Biosimilars“ gehören die Biosimilarunternehmen Sandoz/Hexal, Hospira, Mylan, Stada und Teva/Ratiopharm an. Mitmachen darf, wer in Deutschland Biosimilars entwickelt, herstellt oder auf den Markt bringt.
Kernthema von Pro Generika waren über viele Jahre die Generika-Rabattverträge. Doch politisch ist „der Drops gelutscht“ – die Ausschreibungen sind etabliert, die daraus resultierenden Einsparungen eingeplant. Hier weiter zu lobbyieren, ist aus Sicht des Branchenverbands kaum noch lohnenswert.
Anders sieht es bei Biosimilars aus: Die Produkte werden mit hohem Aufwand entwickelt und sind vergleichsweise hochpreisig. Umso wichtiger ist für die produzierenden Unternehmen ein schneller und leichter Marktzugang. Doch die Kassen schließen zum Teil vor Patentablauf Verträge mit dem Originalhersteller – zuletzt beim Immunsuppressivum Remicade (Infliximab). Pro Generika setzt sich für eine Regulierung des Marktes ein, damit Wettbewerb entstehen kann. Mit dem Markteintritt des ersten Biosimilars müsste ein zweijähriges Vertragsmoratorium greifen, so die Forderung.
Solche Fragen sollen künftig in der Arbeitsgruppe besprochen werden. Deren Mitglieder haben Dr. Andreas Eberhorn, bei Hexal für den Bereich Spezialmedikamente zuständig, zum Vorsitzenden bestimmt. „Die bevorstehenden Patentabläufe vieler Biotech-Arzneimittel haben eine neue Dynamik ausgelöst“, so Eberhorn. Neben den bislang hierzulande in diesem Bereich aktiven Unternehmen hätten weitere angekündigt, Biosimilars zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. „Wir wollen daher mit der AG Pro Biosimilars die Interessen aller Biosimilarunternehmen bündeln“, so Eberhorn.
Beim Verband geht man davon aus, das die Bedeutung der Biosimilars für die Arzneimittelversorgung deutlich zunehmen wird. So hätten etwa viele Rheumapatienten heute nur eingeschränkt Zugang zu Biopharmazeutika. „Biosimilars können diese Versorgungslücke füllen“, so Eberhorn.
Pro Biosimilars zufolge sollen Patienten besseren Zugang zu biopharmazeutischen Arzneimitteltherapien erhalten. Zugleich könnten Biosimilars die Versorgung langfristig bezahlbar für das System machen. Dafür sollten „faire und nachhaltige Wettbewerbsbedingungen für Biosimilars geschaffen werden“, fordert der Verband.
Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer hatte schon Anfang des Jahres 2015 als „Jahr des Paradigmenwechsels bei den Patentabläufen in Deutschland“ ausgerufen. Erstmals liefen viel mehr Patente bei den Biopharmazeutika ab als bei „klassischen“ Arzneimitteln. In diesem Jahr laufe der Patentschutz für Biopharmazeutika in einem Volumen von 1,34 Milliarden Euro aus, so Bretthauer.
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