In Nordrhein können Ärzte künftig einfach den Rat von Pharmazeuten einholen: Die Kassenärztliche Vereinigung (KVNO) bietet ihren Mitgliedern online einen „Medikations-Check“ zur Beurteilung komplexer Arzneimitteltherapien. Die Analyse übernimmt ein Team aus Apothekern, PTA und Ärzten, die sich auf die Pharmakotherapie spezialisiert haben.
Den Medikations-Check vom Apotheker gibt es seit Anfang Juni. Mithilfe eines Online-Formulars wenden sich die Ärzte direkt an die Mitarbeiter der KVNO. Durchgeführt wird die Überprüfung vom Team der Pharmakotherapie-Beratung, das bereits seit zehn Jahren Ärzten bei Arzneimittelfragen hilft.
Unterstützt wird das achtköpfige Team, das aus einem Apotheker, einer Ärztin und sechs PTA besteht, von zwei externen Apothekern, die die Medikations-Checks betreuen. Anfragen werden an sie weitergeleitet und bearbeitet – innerhalb von einem Werktag, verspricht die KVNO. „Mit unserem neuen Angebot möchten wir den Mitgliedern schnell und unkompliziert eine kompetente Einschätzung zukommen lassen und damit die Arzneimitteltherapiesicherheit der Patienten fördern“, sagte der KVNO-Vorsitzende Dr. Peter Potthoff.
Der Medikations-Check läuft über ein Online-Formular, in das die Ärzte Alter, Geschlecht und Abstammung des Patienten eintragen. Außerdem machen sie Angaben über die Krankheit, anamnestische Besonderheiten, relevante Laborbefunde und Diagnosen sowie die Therapie. In einer Liste können die Arzneimittel mit der jeweiligen Applikationsart und Dosierung vermerkt werden.
Laut KVNO entsprechen die Themen des Medikations-Checks häufigen Fragestellungen aus dem Praxisalltag, etwa unerwünschte Arzneimittelwirkungen, geriatrische Pharmazie und die Bewertung von neuen Arzneimittelstudien. Für Potthoff liegt das Besondere des neuen Angebots darin, dass die Entscheidung und die Therapieverantwortung allein beim Arzt bleibt – auch wenn er sich qualifiziert beraten lässt. Die Berater haben keinen Kontakt zum Patienten und beraten auf Basis von anonym übermittelten Angaben.
Aus diesem Grund ist es beispielsweise nicht möglich, Dokumente in das Online-Formular hochzuladen. So können keine patientenbezogenen Daten übermittelt werden. Die Frage werde also anonym unter Berücksichtigung aktueller evidenzbasierter und leitliniengestützter Kriterien sowie unter wirtschaftlichen und zulassungsrelevanten Aspekten bearbeitet, betont die KVNO.
Die Resonanz auf das neue Angebot ist einem KVNO-Sprecher zufolge positiv, auch wenn sich der Service unter den 19.000 KV-Mitgliedern noch nicht groß herumgesprochen hat. Über ein Dutzend Anfragen habe es dennoch bereits gegeben. „Jetzt rühren wir die Werbetrommel“, kündigt der Sprecher an.
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