Pharmaindustrie

BPI: Apotheker brauchen neue Schränke

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Berlin -

Die Pharmaindustrie warnt vor den neuen Anforderungen an Arzneimittelpackungen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) plant derzeit einen Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit, derzufolge Packungen generell größer werden und hauptsächlich mit dem Wirkstoffnamen bedruckt werden sollen. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) warnt: „Die Apotheker könnten ihre Schränke in die Tonne kloppen“, moniert BPI-Chef Dr. Bernd Wegener.

Die neuen Anforderungen an das Packungs-Layout seien „absolut überzogen“. „Künftig soll jede Packung groß mit dem Wirkstoffnamen der pharmazeutischen Bezeichnung des Wirkstoffes beschriftet werden.“ Der Markenname solle nur noch klein aufgedruckt werden, so Wegener.

Weil die heutigen Packungen nicht all diese Informationen aufnehmen könnten, müsste automatisch die Packung vergrößert werden. „Insgesamt sähe die Packung völlig verwirrend und chaotisch aus – eine rechtlich verbotene Mogelpackung“, so Wegeners Fazit.

Mit Blick auf die nächste Legislaturperiode stellte der BPI unter dem Titel „Pharma fordert“ seine Forderungen an die Politik auf. So beschwert sich der Verband über die Macht der Krankenkassen bei Arzneinmittelbewertungen. Der GKV-Spitzenverband entscheide im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit, welche Arzneimittel einen Zusatznutzen haben und welche nicht. Gleichzeitig sei der Verband Verhandlungspartner in den Preisverhandlungen zwischen Industrie und Kassen. Die Kassenfunktionäre seien gleichzeitig „Spieler, Schiedsrichter und Linienrichter“.

Aus Sicht der Pharmaindustrie hat die frühe Nutzenbewertung ohnehin einen „gravierenden Konstruktionsfehler“. So entspreche die gesetzlich festgelegte Preisgrenze für neue Arzneimittel während ihrer Bewertung den Jahrestherapiekosten der Vergleichstherapie. Dieser „Zwangspreis“ sei in vielen Fällen so niedrig gewesen, dass Hersteller ihre Präparate in Deutschland bereits vom Markt nehmen mussten.

Auch die „Schnäppchenjagd im Generikamarkt“ ist aus Sicht des BPI gefährlich. „Es geht nur noch darum, wer den größten Rabatt bieten kann“, so Wegener. Die Industrie sei inzwischen abhängig von China. Qualität aus Deutschland, Versorgungssicherheit aus Deutschland und deutsche Arbeitsplätze – das zähle überhaupt nicht mehr.

Wegener monierte außerdem die Weiterführung der beiden Sparinstrumente für die Pharmindustrie: erhöhter Zwangsrabatt und Preismoratorium. Der Verband habe sich mit Bezug auf das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) Akteineinsicht beim BMG verschafft. Man habe festgestellt, dass es keine Gutachten und keine Sachverständigenvoten zur wirtschaftlichen Entwicklung gebe, die die Beibehaltung der Sparmaßnahmen rechtfertigen.

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