Pharmaindustrie

575 Millionen Euro für 71.000 Ärzte

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Berlin -

An mehr als 71.000 Ärzte und medizinische Einrichtungen haben Pharmakonzerne im vergangenen Jahr 575 Millionen Euro für Vorträge, Einladungen zu Kongressen, Hotelübernachtungen und honorierte Anwendungsbeobachtungen bezahlt. Das berichten das Recherchenetzwerk Correctiv und Spiegel Online. Ende Juni hatte 54 Pharmakonzerne erstmals offengelegt, wie viel Geld sie an Ärzte in Deutschland zahlen. Ein knappes Drittel dieser Ärzte hat zugestimmt, dass die an sie geleisteten Zahlungen veröffentlicht werden dürfen.

Nach einer gemeinsamen Auswertung der Daten veröffentlichen Correctiv und Spiegel Online nun erstmals eine Datenbank mit den Namen von 20.489 Ärzten, die im vergangenen Jahr Geld von der Pharmaindustrie erhalten haben. Jeder Internetnutzer kann in dieser Datenbank nun Ärzte nach Namen, Ort und Postleitzahl suchen.

Spitzenreiter unter den namentlich bekannten Geldempfängern war danach ein Arzt in Essen: Dr. Hans Christoph Diener hat im vergangenen Jahr mehr als 200.000 Euro für Vorträge, Fortbildungen, Beratungshonorar und Spesen erhalten.

Auf Platz 2 folgt der Bonner Mediziner Dr. Jürgen Rockstroh mit 148.000 Euro, auf Platz 3 der Diabetologe Dr. Michael Albrecht Nauck aus Bochum mit 128.000 Euro und auf Platz 4 der Diabetologe Dr. Thomas Forst aus Mainz mit 100.000 Euro.

Der Internist Jens Schreiber aus Magdeburg erhielt Zuwendungen von elf verschiedenen Pharmaunternehmen im vergangenen Jahr, auch dies ein Rekord. Am meisten erhielt Schneider von Novartis: 24.000 Euro. Nach Angaben von Correctiv und Spiegel Online ist Novartis Spitzenreiter bei den Zuwendungen an Ärzte: Insgesamt 12,2 Millionen Euro zahlte der Konzern im Jahr 2015 an Ärzte allein für Vorträge, Fortbildungen, Spesen oder als Beratungshonorar.

Nach eigenen Angaben haben Correctiv und Spiegel Online die Daten der 54 Pharmaunternehmen aufbereitet, eingelesen und in eine frei durchsuchbare Datenbank überführt. Dies sei die erste derartige Datenbank in Deutschland, die Zahlungen der Pharmaindustrie an mehr als 20.000 Ärzte mit Namen und genauen Summen auflistet.

119 Millionen Euro haben die Pharmafirmen danach im vergangenen Jahr für Vortragshonorare, Fortbildungen und Reisespesen an Ärzte bezahlt. Dazu kommen insgesamt 366 Millionen Euro als Honorar für Anwendungsbeobachtungen und andere medizinische Studien, zu denen die Firmen aber alle detaillierten Angaben verweigerten.

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