Pharmadialog

„Absichtserklärungen reichen nicht“

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Berlin -

Bei der 5. Auflage der Diskussionsveranstaltung „Standpunkt am Standort“ konnte der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) einen prominenten Gast begrüßen: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zeigte sich bei Gastgeber Bayer ganz im Sinne der forschenden Pharmaindustrie und unterstrich die positiven Ergebnisse des Pharmadialoges.

„Mit den Vereinbarungen des Pharmadialoges stellen wir gemeinsam die Weichen für eine starke Forschung und Produktion am Pharmastandort Deutschland“, so der Minister. Zum ersten Mal sei es gelungen, die verschiedenen Partner aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft an einen Tisch zu bringen. „Wir haben in der Vergangenheit viel zu sehr den Fokus auf einzelne Absprachen gelegt. Das kann in dem komplexen Feld des Gesundheitssystems aber nicht funktionieren“, so Gröhe.

Unter Federführung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) hatten sich die Partner des Pharmadialoges in den vergangenen eineinhalb Jahren mit den Herausforderungen der pharmazeutischen Industrie in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion und Versorgung beschäftigt.

Frank Schöning, Geschäftsführer von Bayer Vital, pflichtete Gröhe bei: „Das Gesundheitsministerium hat nach vielen Jahren mit harten Entscheidungen jetzt für die Branche ein wichtiges Signal gesetzt. Vor allem nach den äußerst schwierigen Jahren nach Einführung des AMNOG ist der Pharmadialog als ausgesprochen positiv zu bewerten. Dem Ministerium gebührt dafür Dank“.

Das Glas sei nun immerhin halb voll, so VFA-Geschäftsführerin Birgit Fischer. „Der Pharmadialog ist sicher außergewöhnlich. Es ist gut, dass sich die Dialogpartner so intensiv austauschen.“ Fischer berichtete, dass gerade Vertreter der Krankenkassen den Prozess zunächst sehr argwöhnisch beobachtet hätten. Sie seien aber absichtlich nicht Teil der Runde gewesen: „Politik und Krankenkassen reden jeden Tag miteinander. Die Industrie hat diese Chance nicht“.

Schöning machte allerdings auch deutlich, dass in vielen Bereichen noch nachgebessert werden müsse. Vor allem das AMNOG sei in seiner derzeitigen Form nach wie vor nicht geeignet, Deutschland als attraktiven Standort für die forschende Arzneimittelindustrie zu bewahren. „Eine reine Betrachtung der Arzneimittelkosten im Vergleich zu alten, oft generischen Substanzen, ist zu kurz gegriffen“.

Man sehe weiterhin, dass unterschiedliche Anforderungen für die Zulassungs- und die AMNOG-Evidenz bestünden. „Durch die guten Absichtserklärungen vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und den Zulassungsbehörden ist das Problem noch nicht gelöst“.

Bayer hatte erst vor wenigen Tagen mit seiner Entscheidung für Aufsehen gesorgt, das Krebsmittel Stivarga vom Markt zu nehmen. Nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Mittel zur Behandlung von Dickdarmkrebs keinen Zusatznutzen zugesprochen hatte, wurde der Vertrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt. Der G-BA hatte Regorafenib Mitte März einen Zusatznutzen bei der Behandlung von Erwachsenen mit metastasiertem Kolorektalkarzinom (mKRK) abgesprochen. Zwei Jahre zuvor hatten die Experten noch einen Anhaltspunkt auf einen geringen Zusatznutzen gesehen.

Gröhe betonte, die Dialogpartner seien sich einig, dass sich das AMNOG zu einem Qualitätsmerkmal für den Standort Deutschland entwickelt habe. „Wir wollen Anreize schaffen für Innovationen“, betonte der Minister.

Man könne aber nicht wegen Einzelfällen das Gesetz ändern, wenn ein Hersteller damit drohe, das schlecht bewertete Arzneimittel in Deutschland vom Markt zu nehmen. „Wir brauchen eine Balance zwischen den Unternehmensinteressen und den Erfordernissen des Gesundheitssystems. Der Patientennutzen muss im Mittelpunkt stehen.“

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