In der vierten und letzten Runde des Pharma-Dialog ging es gestern unter anderem um die Herausforderung der Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie neue Trends in Medizin und Pharmazie. Die Ergebnisse der Expertenrunden sollen nun in einem Bericht zusammengefasst werden, den Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am 12. April vorstellen wird.
Die immer älter werdende Bevölkerung erfordere neue Ansätze bei der Gewinnung von Fachkräften, teilte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit. Zudem müssten neue Therapien entwickelt werden, um der Bevölkerungsgruppe der Senioren mit den alterstypischen Erkrankungen gerecht zu werden. Für einen schnellen Zugang der Patienten zu hochwertigen Arzneimitteln sei es daher wichtig, den Pharmastandort Deutschland zu fördern.
Neben dem BMG sind regierungsseitig das Forschungs- und Wirtschaftsministerium an den Beratungen beteiligt, wobei Gröhes Haus den größten Einsatz zeigt. Bei vier Treffen mit Vertretern der Pharmaverbände, Wissenschaft und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sollten Wege gefunden werden, den Standort Deutschland „im Sinne einer guten Patientenversorgung zu stärken und sowohl die Forschung als auch die Entwicklung zukunftsweisender Arzneimittel anzukurbeln“, so das BMG.
Beim ersten Treffen vor genau einem Jahr ging es hauptsächlich um Antibiotikaresistenzen, im Juni außerdem die Nutzenbewertung von Arzneimitteln. Bei der dritten Sitzung wurde die Produktion versorgungskritischer Wirkstoffe besprochen sowie die Beschäftigungssituation und Fachkräftegewinnung.
Zu den Ergebnissen der vorherigen Gespräche wurde zunächst ebenfalls Stillschweigen vereinbart. Die Hersteller hatten aber schon im Vorfeld des Dialogs deutlich gemacht, dass ihnen vor allem das Verfahren der Nutzenbewertung beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und die Übermacht des GKV-Spitzenverbandes in den Preisverhandlungen unter den Nägeln brennen. Der GKV-Spitzenverband setzt sich dagegen dafür ein, dass auch der Bestandsmarkt überprüft wird.
Beim Pharma-Dialog soll es außerdem darum gehen, wie man gemeinsam mehr Versorgungsqualität und -sicherheit bei der Arzneimittelversorgung erreichen kann. Originäre Apothekenthemen standen offenbar bisher nicht auf der Tagesordnung. Bei der dritten Sitzung im Oktober ging es unter anderem um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie den Fachkräftemangel.
Nicht nur die Hersteller, sondern auch die Apotheker hoffen auf Verbesserungen aus dem Pharma-Dialog. Bei einer Diskussionsveranstaltung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) hatte Joachim Becker, Unterabteilungsleiter Krankenversicherung im BMG, den Herstellern Hoffnung gemacht: Bei keiner der Dialogrunden in den vergangenen Jahren habe es die Politik so ernst gemeint wie diesmal.
Im Sinne einer schnellen Umsetzung könnten einzelne Vorhaben sogar an die anstehende AMG-Novelle angehängt werden. Die anderen Ergebnisse des Pharma-Dialogs könnten im Herbst in ein eigenes Gesetz fließen. Dann wird sich zeigen, wozu die Große Koalition bereit ist. Viel Geld ausgeben will sie dem Vernehmen nach in diesem Bereich aber nicht.
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