Seit bald acht Jahren läuft die Herzinsuffizienzstudie (Pharm-CHF) der ABDA. Jetzt liegen Ergebnisse vor: Patienten mit Herzschwäche profitieren von der Kooperation zwischen Apotheke und Arztpraxis hinsichtlich Einnahmetreue, Medikamentenadhärenz und Lebensqualität. Laut ABDA ist es weltweit die erste randomisierte Studie, die den Effekt einer kontinuierlichen und interdisziplinären Intervention basierend auf regelmäßigen Kontakten mit einer öffentlichen Apotheke und der Versorgung mit dort patientenindividuell gestellter Medikation bei Herzschwäche untersuchte.
Eine niedrige Einnahmetreue stelle ein relevantes Problem bei der Arzneimitteltherapie herzinsuffizienter Patient dar. Sie führe zu einer Verschlechterung der Erkrankung, dadurch bedingten Krankenhausaufenthalten und zu höherer Sterblichkeit. „Eine regelmäßige Medikamenteneinnahme ist aber für Patienten mit Herzschwäche eine große Herausforderung, da sie in aller Regel an mehreren Krankheiten leiden und die Anzahl einzunehmender Arzneimittel entsprechend sehr groß ist“, erklärt Professor Martin Schulz, Co-Studienleiter und Geschäftsführer Arzneimittel der ABDA. Neben der Verbesserung der Einnahmetreue und der Lebensqualität zielte die Intervention auch auf die Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS).
Insgesamt 237 Patienten, die im Mittel 74 Jahre alt waren, wurden laut ABDA durch den Arzt zufällig der Interventions- beziehungsweise Kontrollgruppe zugeteilt. Zentrale Bestandteile der Intervention waren eine Analyse der Gesamtmedikation, die Erstellung eines auf Arzneimittelrisiken geprüften Medikationsplans und zweiwöchentliche Besuche der Patienten in ihrer Apotheke. Die Probanden in der Interventionsgruppe erhielten dort ihre Medikation in Wochendosetten; Blutdruck und Puls wurden gemessen und sie wurden zur Arzneimitteltherapie und zu Anzeichen einer Verschlechterung der Herzschwäche beraten. Apotheke und Arztpraxis tauschten sich zu Fragen der sicheren Arzneimitteltherapie aus.
Vor Beginn der Studie hatten die Patienten laut ABDA im Mittel für weniger als 70 Prozent der Tage ausreichend Medikation. Nur 43 Prozent hatten für mindestens 80 Prozent der Tage Medikation und konnten somit als einnahmetreu eingestuft werden. Die Intervention der Pharm-CHF-Studie verbesserte signifikant die mittlere Einnahmetreue von drei Arzneistoffklassen, die bei Herzinsuffizienz nachweislich die Sterblichkeit senken. Sie erhöhte gleichzeitig signifikant den Anteil Patienten, die als einnahmetreu eingestuft werden konnten. Außerdem profitierten Patienten in der Langzeitbeobachtung über zwei Jahre zunehmend von der Intervention mit einer signifikant und relevant verbesserten gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
Für Co-Studienleiter Professor Dr. Ulrich Laufs, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie des Universitätsklinikums Leipzig, bestätigten die Ergebnisse, dass die gemeinsame Betreuung entscheidend zur Verbesserung der Einnahmetreue und der Lebensqualität von Patienten mit Herzinsuffizienz beitragen kann: „Kardiologen und Hausärzte würden eine solche pharmazeutische Dienstleistung begrüßen, da sie den Patienten hilft, die mit dem Arzt vereinbarte Therapie optimal umzusetzen, vor allem ihre Arzneimittel langfristig in der richtigen Dosierung einzunehmen.“
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zeigte sich sehr erfreut, dass diese aufwändige Studie auch international eine so hohe Anerkennung erfahren habe. „Die Ergebnisse der Pharm-CHF-Studie zeigen die große Bedeutung von pharmazeutischen Dienstleistungen für Patientinnen und Patienten. Sie belegen zudem den Nutzen einer engen Arzt-Apotheker-Kooperation.“
Allerdings lief bei der großangelegten Studie für die ABDA nicht alles rund: Drei Jahre nach ihrem Start im Oktober 2012 wurde die Herzinsuffizienzstudie jedenfalls auf deutlich geschrumpftes Niveau zurecht gestutzt. War ursprünglich eine Gesamtteilnehmerzahl von 2060 Patienten anvisiert, hieß das Ziel nur noch 250+. Auch diese wurde unterschritten. Fachleute bezweifelten bereits angesichts dieser Zahlen den wissenschaftlich aussagekräftigen Gehalt der Untersuchung.
Eigentlich sollte die Studie auch deutlich früher ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Schon 2015 wurde sie um 1,5 Jahre bis Ende 2016 verlängert. Im Jahr 2017 sollten dann die Ergebnisse veröffentlicht werden. Daraus wurde wieder nichts. Auch die Zahl der an der Pharm-CHF teilnehmenden Apotheker und Ärzte blieb weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück. Statt 300 Apotheken und Arztpraxen wurden vor drei Jahren die damals 184 Patienten nur von 40 Apotheken und 30 Arztpraxen bereut.
Die ABDA räumte ein, dass die „ursprüngliche Zielstellung“ inhaltlich angepasst werden musste, das berufspolitische Ziel aber unverändert bleibe. Die ABDA-Mitgliederversammlung beschloss 2014, die „Pharm-CHF-Studie mit verändertem Studiendesign zu Ende zu führen“.
3,25 Millionen Euro waren seinerzeit für die Studie veranschlagt und bewilligt worden: 1,8 Millionen Euro sollte die ABDA selbst aufbringen, 500.000 Euro sollten von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, jeweils 400.000 Euro von der Apotheker-Stiftung Nordrhein sowie der Lesmüller-Stiftung aus Bayern kommen. 150.000 Euro waren seitens der Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung (FI) vorgesehen. Dann beschloss die Mitgliederversammlung 2014 das Projekt trotz aller Probleme zum Abschluss zu bringen – mit einem reduzierten Budget von 2,4 bis 2,6 Millionen Euro.
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