Großhandel

Phagro rüstet für Honorardebatte

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Berlin -

Im Wahlkampf bringen sich nicht nur die Parteien in Stellung, auch die Lobbygruppen im Gesundheitswesen klopfen bei den Politikern an, schicken Wahlprüfsteine, stoßen Debatten an. Die Pharmagroßhändler lassen es in diesem Jahr ruhiger angehen: Der Branchenverband Phagro will erst nach der Wahl mit der neuen Regierung über seine Forderungen sprechen. Derzeit sammeln die Großhändler Daten, wie sich ihr Geschäft seit der Honorarumstellung entwickelt hat. Je nach Ergebnis werden sie vermutlich ab Oktober um eine Erhöhung ihrer Fixpauschale kämpfen.

Seit 2012 erhalten die Großhändler eine Fixpauschale von 70 Cent pro Rx-Packung sowie eine prozentuale Marge von 3,15 Prozent. Der Phagro hatte sich für dieses neue Vergütungsmodell eingesetzt, jetzt soll aufgrund erster Erfahrungen nachjustiert werden. „Die heutige Marge basiert auf Zahlen von 2009“, sagt der Phagro-Vorsitzende Dr. Thomas Trümper.

Deshalb werden jetzt die Zahlen der Firmen zusammengetragen und vom Institut für Handelsforschung (IfH) aufgearbeitet. Für die Datenbasis nutzt der Phagro außerdem Zahlen der Marktforschungsunternehmen IMS und Insight Health. Die Debatte um das Apothekenhonorar hat die Großhändler gelehrt, sich gut vorzubereiten: „Wir wollen nicht diskussionsfähige Zahlen abliefern“, sagt Trümper.

Ob die Großhändler am Ende eine Forderung stellen werden, steht Trümper zufolge noch nicht fest. Allerdings sei die derzeitige Marge „an der absolut unteren Grenze“, so der Phagro-Chef. Eine Steigerung würden die Großhändler mit hoher Wahrscheinlichkeit für ihre nicht rabattfähige Fixpauschale fordern: „Es kann ja nicht Sinn einer Verbandsaktion sein, seine Marge zu erhöhen, damit höhere Rabatte gegeben werden können“, so Trümper.

An der rabattfähigen variablen Spanne will der Phagro aber auf jeden Fall festhalten: „Wir haben immer die Meinung vertreten, dass ein Teil unseres Geschäfts der freie Handel sein muss“, so Trümper. Wenn eine Apotheke nur einmal am Tag beliefert werden wollte, müssten die Großhändler ihr dafür auch etwas bieten können. Das gleiche gelte für den Umgang mit Retouren oder der Inanspruchnahme sonstiger Dienstleistungen.

Grundsätzlich sind die Großhändler mit ihrem neuen Vergütungsmodell zufrieden: „Eigentlich haben wir ein optimales System. Natürlich sind wir bei den Fixkosten gedrückt worden im Rahmen der Sparmaßnahmen, aber in der Struktur sehe ich keinen wesentlichen Änderungsbedarf“, sagt Trümper. So habe sich das Modell mit Blick auf die Entwicklung bei besonders günstigen Arzneimitteln und dem Anteil der Großpackungen bereits bewährt.

Die bisherige Mischkalkulation aus gesetzlicher Marge und OTC/Freiwahl-Geschäft könnte aber schon bald ins Wanken geraten: Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie zur Good Distribution Practice (GDP) könnten auf die Großhändler deutlich höhere Kosten zukommen – etwa wegen der Temperierung der Lagerhallen. Derzeit klären die Großhändler in Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden, welche Maßnahmen konkret umgesetzt werden müssen.

Auch diese Überlegungen werden bei den Honorarforderungen der Großhändler eine Rolle spielen. Dass sie damit nach der Bundestagswahl zu spät kommen, glaubt Trümper nicht. Gerade die Gesundheitspolitik sei ein laufender Prozess. Als „kleines Rädchen im Getriebe“ werde der Phagro im Herbst vielleicht sogar eher gehört als in der heißen Wahlkampfphase. „Wenn man seine Anliegen vernünftig vorbringt, findet man aus meiner Erfahrung immer Gesprächspartner“, so der Phagro-Vorsitzende.

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