Phagro steigt bei Securpharm aus APOTHEKE ADHOC, 16.06.2021 09:30 Uhr
Der Großhandelsverband Phagro zieht sich aus Securpharm zurück, Ende des Jahres steigt das Gründungsmitglied aus. Zur Begründung heißt es, das wesentliche Ziel – der Schutz vor Arzneimittelfälschungen – sei erreicht. Weil das Thema Fälschungssicherheit der Packungen nunmehr hauptsächlich ein Herstellerthema sei, sehen sich die Großhändler nicht mehr als Stakeholder und ziehen sich aus dem Projekt zurück.
Das digitale Fälschungsschutzsystem Securpharm wurde am 9. Februar 2019 scharf gestellt. Seitdem werden neue Packungen mit einem 2D-Code versehen und müssen bei der Abgabe ausgebucht werden. Das individuelle Erkennungsmerkmal ist eine zufällig generierte Seriennummer in Verbindung mit dem jeweiligen Produktcode. Zusätzlich muss jede Packung mit einem Erstöffnungsschutz versehen sein, damit Manipulationen ausgeschlossen werden können.
Das europäische Großprojekt wurde in mehr als 30 Ländern umgesetzt. In einem delegierten Rechtsakt hatte die EU die Details zur Umsetzung der Fälschungsrichtlinie vorgegeben, konzipiert und realisiert werden sollte das Modell von den Stakeholdern. In einer Mitteilung der EU-Kommission vom 31. Januar 2014 hieß es eindeutig, dass das Modell zur Erstellung und Speicherung der Codes von den Stakeholdern aufgebaut und umgesetzt werden sollten.
Deutschland haben die Herstellerverbände BAH, BPI und vfa, die Abda und der Phagro das Fälschungsschutzsystem seit 2012 gemeinsam aufgebaut. „Diese Aufbauarbeit ist abgeschlossen, der Fälschungsschutz funktioniert“, zieht der Phagro nach zwei Jahren Bilanz. „Damit ist für den Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels das wesentliche Ziel erreicht. Als verbandliche Organisation wird sich der Phagro deshalb zum Ende des Jahres aus der Arbeit bei Securpharm zurückziehen“, erklärt der Großhandelsverband. Die Großhändler blieben aber „elementarer Teil des deutschen Fälschungsschutzsystems“, betont der Phagro.
Nach zwei Jahren hat sich das System eingespielt, die Großhändler können zur weiteren Gestaltung nicht mehr viel beitragen. Vermutlich will sich der Verband daher im Sinne einer Kosten-Nutzen-Rechnung den personellen Aufwand sparen. Streit zwischen den Beteiligten hat es dem Vernehmen nach jedenfalls nicht gegeben. Die anderen beteiligten Verbände sind auch schon informiert, bei einem digitalen Treffen heute soll der Ausstieg zum Jahresende offiziell gemacht werden.
Ende 2020 waren nach Securpharm-Angaben 416 Hersteller, 708 Großhändler, 18.820 öffentliche Apotheken, 361 Krankenhausapotheken, 24 industrielle Verblisterer, 25 Compounding-Hersteller sowie 14 zentrale Beschaffungsstellen an das System angeschlossen. 2,1 Milliarden individuelle Erkennungsmerkmale wurden ins System hochgeladen. Jede Woche gibt es etwa 34 Millionen Transaktionen.
Die Alarm-Quote im Verhältnis zu den getätigten Transaktionen betrug zuletzt nur noch 0,15 Prozent. Europaweit liegt der Wert bei 0,46 Prozent (KW 52/2020). Im gesamten Jahr 2020 erreichten mehr als 1,8 Milliarden Anfragen das System. „Auch in den Lastspitzen von bis zu 52 Millionen Transaktionen pro Woche lief das System stabil“, heißt es im Lagebericht. Die Systemverfügbarkeit des Apothekenservers lag demnach bei 99,98 Prozent.
Securpharm-Geschäftsführer Martin Bergen zieht nach zwei Jahren Bilanz: „Das Securpharm-System hat sich in seinem zweiten Betriebsjahr als robust, stabil und auch in den Spitzen als belastbar erwiesen. Dennoch befindet sich das System weiterhin in der Entwicklung. Dies betrifft weniger die technische Schutzfunktion, sondern viel mehr die Prozesse rund um das System.