Deutschlands Pharmagroßhändler sind nach den abschließenden Beratungen des Gesundheitsaussschusses im Bundestag überzeugt, dass ihr Honorarmodell von der Politik geopfert wurde: „Scheinbar sind wir mit unserem Anliegen zwischen die unterschiedlichen Interessensfronten geraten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), Dr. Thomas Trümper.
„Wir haben uns auf Basis nachweisbarer Zahlen mit einem Hilferuf an die Politik gewandt“, so Trümper weiter. „Alle Beteiligten haben uns versichert, dass dieser Hilferuf berechtigt sei und alle waren sich einig, dass sie eine faire Lösung anstreben.“
Der Phagro-Vorschlag für eine Umstellung der Honorierung auf einen Fixzuschlag sei jedoch mit weiteren Forderungen und Bedingungen verknüpft worden, die „aus Sicht des Phagro und unserer Marktpartner, offensichtlich aber auch nach Meinung des Gesetzgebers nicht akzeptabel sind“. Das Bundesgesundheitsministerium hatte zusätzlich zur Honorarumstellung gefordert, dass Hersteller den Großhandelszuschlag im Direktvertrieb an die Krankenkassen abführen müssen.
Die Fraktionen von CDU/CSU und SPD hatten das Phagro-Modell gestern versenkt, nachdem sie in Gesprächen zu keiner Einigung gekommen waren. Dabei soll das BMG mit seinen Forderungen eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Abgeordneten hatten sich dem Vernehmen nach bereits auf die Höhe des Großhandelshonorars geeinigt. Statt der vom Phagro geforderten 93 Cent pro Packung plus 3 Prozent variablem Aufschlag standen demnach auf 80 Cent plus 2 Prozent im Raum.
Für den Phagro, dessen Vorschlag nach eigenem Bekunden für die Kassen kostenneutral gewesen wäre, hätte eine solche Vereinbarung Einbußen bedeutet: „Darum sind wir im Grunde froh, dass es nun nicht zu einer verschärften Anpassung der Vergütung und der damit verbundenen Bedingungen kommt, denn diese wären weder für uns noch für unsere Marktpartner akzeptabel gewesen“, so Trümper.
Trotzdem wünscht sich der Phagro, dass die Vergütung des Großhandels in Berlin auf der Tagesordnung bleibt. Solange hoffen die 13 Mitgliedsunternehmen, dass aufgrund des Belieferungsanspruchs wieder mehr Arzneimittel in den vollversorgenden Großhandel zurückfinden. Zuletzt lag der Direktvertrieb nach Phagro-Angaben bei 17 Prozent. Ob dies zu einer spürbaren Entlastung führen wird, bleibt abzuwarten: Schließlich könnte die Industrie das Direktgeschäft für Apotheker attraktiver machen.
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