GKV-Ausgaben

Pflegeversicherung droht Defizit

, Uhr

Den Sozialkassen in Deutschland droht eine Kostenexplosion durch den starken Anstieg von Demenzkranken. Derzeit wird mehr als jeder dritte Bundesbürger im Laufe seines Lebens dement; insgesamt werden 58 Prozent der Männer und 76 Prozent der Frauen pflegebedürftig. Das geht aus dem Pflegereport 2010 der Barmer GEK hervor.

„Das geht uns wirklich alle an“, sagte Studienautor Professor Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Der Vorstandsvize der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, zeigte sich alarmiert: „Die Zahlen zeichnen ein ungemütliches Szenario.“ Die Zahl von derzeit 1,2 Millionen Demenzkranken wird sich bis 2060 laut Report mit dann 2,5 Millionen mehr als verdoppeln. Von den Dementen seien zwei Drittel pflegebedürftig. Derzeit gibt es 2,3 Millionen Pflegebedürftige.

Auf Pflege- und Krankenkassen rollen dem Report zufolge gewaltige Kosten zu. Die Kosten liegen für Demente um jeweils 10.000 Euro pro Jahr höher als für Nicht-Demente, so Rothgang. In den nächsten 50 Jahren könnten die Kosten den Prognosen zufolge in den zweistelligen Milliardenbereich steigen. Werden die Leistungen, wie seit Längerem geplant, erhöht, steigen die Kosten weiter.

Bereits 2012 oder spätestens 2013 werde die Pflegeversicherung ein Defizit einfahren, prognostiziert Rothgang. Teils hart ins Gericht gingen Schlenker und Rothgang mit der Koalition und Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP): Der geplante Aufbau einer Kapitalsäule in der Pflegeversicherung durch neue Zusatzprämien bringe zunächst keine finanzielle Entlastung und gehe auch an den Zukunftsproblemen vorbei. „Das wollen wir nicht“, sagte Schlenker. Stattdessen müsse man dann über Beitragserhöhungen nachdenken.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte