Kommentar

Pfingst-Polemik mit den Kassen

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Berlin -

Zu Pfingsten wird die Aussendung des heiligen Geistes gefeiert, die Kassen nutzen diesmal die Gelegenheit, eine eigene Botschaft in die Welt zu gießen: In der Apothekenbranche geht es derart ungerecht zu, dass es Zeit wird, mit beherzter Hand einzugreifen. In Wirklichkeit geht es um Gängelei und Geld.

Pünktlich um Mitternacht in der Nacht zum Pfingstmontag ging beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) ein Beitrag online, in dem die zuständige Vorständin vom GKV-Spitzenverband ihre Position zum Apothekenhonorar kundtat. Nur wenige Minuten später ging dazu auch noch eine Agenturmeldung raus, sodass am Morgen auf zahlreichen großen und kleinen Nachrichtenportalen die Botschaft bereit stand: Es gibt zu viele Apotheken in den Städten. Zu wenige Betriebe auf dem Land. Aber keine Sorge, die Kassen haben einen Lösungsvorschlag, um diese Unwucht ein für alle Mal auszugleichen.

Solche PR-Coups an Feiertagen beherrschen die Kassen perfekt, auch die Abda nutzte vor vielen Jahren die nachrichtenarme Zeit, um gezielt ihre Botschaften abzusetzen. So funktioniert politische Öffentlichkeitsarbeit nun einmal – man bekommt beste Aufmerksamkeit, keine unangenehmen Nachfragen und der Gegner kaum Möglichkeit zur Reaktion.

Diesmal war es der Münchner Marienplatz, der herhalten musste: Elf Apotheken in fußläufiger Entfernung, was für ein Skandal! Eklatante Gegenbeispiele waren auch schnell gefunden: Uckermark, Ostfriesland, Hunsrück. Deutschland, Land der Apothekenextreme. Wie das Fixum allerdings konkret umverteilt werden soll, verriet die Kassenfunktionärin im Beitrag nicht, also etwa auf welchen Sockelbetrag das Fixum reduziert und nach welchen Kriterien der Versorgungsbonus verteilt werden soll.

Aber darum ging es wohl auch gar nicht. Poltern gehört nach dem Selbstverständnis der Kassen zum Handwerk: Permanent werden Gift und Galle in alle Richtungen verspritzt, um die vermeintlich gierigen Leistungserbringer klein zu halten. Die Kassen sind nicht nur die Pfennigfuchser, sondern auch die Spielverderber im Gesundheitssystem, die keine Gelegenheit auslassen, die Heilberufe untereinander und gegeneinander auszuspielen.

Erstaunlich ist der öffentliche Vorstoß allerdings deswegen, weil es derzeit eigentlich eine ganze Reihe anderer Großbaustellen gibt und weil die Kassen eigentlich über einen direkten Draht ins Bundgesundheitsministerium (BMG) verfügen. Andererseits mussten sie zuletzt einige überraschende Zugeständnisse hinnehmen – an die Ärzte etwa oder an die Pharmaindustrie.

Vielleicht war der Auftritt also auch ein Zeichen dafür, dass es in Sachen Apothekenreform bislang nicht ganz so läuft, wie die Kassen sich erhofft hätten. Der Ruf nach einer noch radikaleren Umverteilung könnte der Versuch sein, schon jetzt einen Nachschlag einzufordern – etwa für den Fall, dass der Widerstand gegen die geplanten Filialen ohne Approbierte doch zu groß wird.

Auf jeden Fall zeigt das Manöver, dass die Reform jetzt tatsächlich in eine heiße Phase geht. Und dass sie (hoffentlich) nicht geräuschlos über die Bühne gehen wird.

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