Kommt die Apothekenreform wie geplant, wären nicht nur die Apotheken von gravierenden Auswirkungen betroffen, sondern auch die Patient:innen. Daher sprach Kreisvertrauensapotheker Edward Mosch nun in seiner Markt-Apotheke auch mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), um ihn auf die Folgen des Gesetzesvorhabens hinzuweisen.
Beim Termin vor einer Woche im nordrhein-westfälischen Vlotho war auch Jens Kosmiky, Vorsitzender der Bezirksgruppe Herford im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Die Markt-Apotheke stand dabei als trauriges Beispiel für die vielen Apotheken im Land, denen es ähnlich geht: Inhaber Mosch macht hier Minus und müsste aus kaufmännischer Sicht eigentlich schließen.
„Aber das wäre eine Katastrophe für die Region. Wir wollen die Patienten nicht im Stich lassen und die Mitarbeiter brauchen etwas zum Essen auf dem Tisch“, so Kosmiky. Erhalten bleiben könne der Standort nur durch die Quersubventionierung durch die beiden anderen Apotheken von Mosch; eine davon befindet sich ebenfalls in der 19.000-Einwohner-Kleinstadt.
Mit diesem Beispiel wollten Kosmiky und Mosch dem Bundestagsabgeordneten aufzeigen, wie schwierig die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken vor Ort bundesweit ist. Bereits im vergangenen November hatten die beiden Apotheker einen Termin mit Schwartze. Seitdem habe sich die Lage jedoch nicht verbessert, sondern nur weiter verschlechtert.
„Wir brauchen dringend eine Erhöhung der Vergütung, weil sonst weitere Apotheken schließen müssen und weil wir unsere Mitarbeiter besser bezahlen wollen“, so Mosch. Das Einstiegsgehalt einer PTA liegt laut Tarifvertrag fast 30 Prozent unter dem Mindestlohn für Pflegefachkräfte, rechnete er vor. „Wir können aber keine höheren Löhne zahlen, wenn die Vergütung der Apotheken nicht endlich von der Politik erhöht wird.“
„Wenn diese Reform wie geplant umgesetzt wird, wird aber alles nur noch schlimmer“, warnte Kosmiky. So werde darin zwar auch eine Honorarreform bedacht, jedoch lediglich als Umverteilung zwischen kleinen und größeren, vermeintlich besser verdienenden Apotheken. „Damit ist aber keine kleine Apotheke zu retten, stattdessen werden weitere in wirtschaftliche Schieflage geraten“, so Kosmiky. „Es ist mittlerweile schlicht zu wenig Geld im System.“
Apotheken ohne Approbierte sollen zwar künftig Geld einsparen, so die Rechnung aus dem Bundesgesundheitsministerium. Doch ohne Apotheker:innen gebe es auch keine Medikationsberatungen, Impfungen, individuellen Rezepturen, keine sichere Versorgung mit Betäubungsmitteln oder noch weitere Wege zur nächsten Notdienstapotheke. „Die Pläne führen zu Leistungskürzungen für die Patienten und letztlich zu einer Zwei-Klassen-Versorgung. Sie sind zudem ein Risiko für die Sicherheit der Patienten“, meinte Mosch. An diesem Punkt wurde auch der Patientenbeauftragte Schwartze skeptisch: „Ich nehme die Sorgen und Bedenken ernst und werde sie mit nach Berlin nehmen.“
Erst kürzlich hatte Apothekerin Marietheres Reher-Gremme aus Bären-Apotheke im nordrhein-westfälischen Dülmen dem Patientenbeauftragten geschrieben und auf die Auswirkungen der geplanten Reform hingewiesen. Eine Antwort bekam die Apothekerin jedoch nicht. Schwartze sei noch den gesamten August im Urlaub, hieß es vergangene Woche.
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