ABDA bleibt zu Hause APOTHEKE ADHOC, 06.03.2014 10:55 Uhr
Wegen der Krim-Krise hat die Bundesregierung beschlossen, keinen Vertreter zu den Paralympics nach Sotschi zu schicken. Auch die Apotheker drücken den deutschen Behindertensportlern nur aus der Ferne die Daumen: Obwohl die ABDA Partner des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) und Nationaler Förderer der deutschen Mannschaft ist, wird es keine Präsenz der Pharmazeuten vor Ort geben.
Seit den Paralympics in Peking 2008 ist die ABDA Partner der Behindertensportler. Bei den Winterspielen in Vancouver zwei Jahre später traten die Apotheker außerdem als Co-Partner des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) auf. Abgerundet wurde das Engagement durch eine Kooperation mit der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA), die ursprünglich im Kammerbezirk Nordrhein initiiert worden war.
Für die Apotheker waren die gemeinsamen Aktivitäten eine Gelegenheit, sich in der Nähe wichtiger gesellschaftlicher Themen zu platzieren, etwa als Sponsor der Fernsehübertragungen. Auch mit Politikern ließ sich abseits des Tagesgeschäfts leichter ins Gespräch kommen: Womöglich hätten sich der damalige Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) und andere namhafte Abgeordnete nie ins Apothekerhaus verirrt, wenn die Apotheker nicht zusammen mit den Behindertensportlern eingeladen hätten.
Gemeinsam mit dem DBS unterhielt die ABDA außerdem einen Messestand, dessen Blindenbiathlon-Modul auf politischen und gesellschaftlichen Veranstaltungen ein regelrechter Besuchermagnet war. Als Ansprechpartnerin stand unter anderem die heutige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, den interessierten Gästen zur Verfügung.
Das Engagement kostete die ABDA einen sechsstelligen Betrag im Jahr. Vor einem Jahr entschied der Gesamtvorstand, nicht mehr auf Parteitage zu gehen – weniger aus finanziellen, sondern aus strategischen Erwägungen heraus. Die Verträge mit DOSB und NADA wurden nicht verlängert. Nur die Partnerschaft mit den Behindertensportlern wurde unverändert fortgeführt.
Doch offenbar scheut man sich in der Jägerstraße nach wie vor, Präsenz zu zeigen. Von der ABDA fahre niemand zu den Paralympics nach Sotschi, sagt eine Sprecherin. Gemeinsame Aktivitäten mit der NADA gebe es nicht mehr, und auch mit dem DBS kooperiere man nicht mehr so eng wie früher. Fazit: „Wir sind nicht aktiv im Deutschen Haus.“
Dadurch lässt sich die ABDA freilich die Gelegenheit entgehen, die Veranstaltung zum Netzwerken zu nutzen. In Vancouver und London zeigten der damalige ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf beziehungsweise sein Vize und Nachfolger Friedemann Schmidt Flagge und diskutierten unter anderem mit der ehemaligen Justizministerin und heutigen Wirtschafts-Staatssekretärin Brigitte Zypries (SPD).
Der ABDA-Stand war die ganze Zeit über im Deutschen Haus aufgebaut; in Zusammenarbeit mit der NADA wurde außerdem eine „Olympia-Apotheke“ betrieben, in der die Sportler beraten und mit Medikamenten versorgt wurden.
Jetzt beschränkt sich die ABDA auf den Gruß aus der Heimat: Ende Februar verabschiedete ABDA-Vize Mathias Arnold die Behindertensportler: „Im Namen der Apotheker sowie ihrer Kammern und Verbände wünsche ich unseren Wintersportlern alles Gute und viel Erfolg für Sotschi. Ich bin überzeugt davon, dass alle Frauen, Männer und Teams mit größter Motivation in die Wettkämpfe gehen werden, auch wenn nicht jedes Mal eine Medaille dabei erkämpft werden kann.“ Beim Termin am Flughafen war der Messestand übrigens doch noch einmal eingeflogen und aufgebaut worden.