Overwiening: „Wir wollen in den Koalitionsvertrag“ Nadine Tröbitscher, 27.11.2024 12:06 Uhr
Das Apothekenreformgesetz liegt seit Monaten auf Eis und ist nach dem Ampel-Aus „klar vom Tisch“ – ebenso wie die „Lauterbach‘schen Scheinapotheken“. Jetzt heiße es durchatmen, so Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Allerdings werde an öffentlichkeitswirksamen Kampagnen und einem Positionspapier gearbeitet. „Wir wollen in den Koalitionsvertrag“, so Overwiening bei einem Talk auf Facebook.
Laut Overwiening hat die Geschlossenheit der Apothekerinnen und Apotheker maßgeblich dazu beigetragen, eine breite Front gegen die Ideen aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zu bilden. Man sei ein starker Berufsstand, der ganz genau wisse, wofür er stehe – für die sichere Arzneimittelversorgung. Apotheken seien eine unverzichtbare Säule der Gesundheitsversorgung und der sozialen Infrastruktur.
Ampel-Aus und jetzt?
Wie geht es jetzt weiter – auch mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar? „Wir müssen jetzt ganz, ganz flink in die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien kommen“, so Overwiening. Daher sei die politische Arbeit bereits intensiviert worden, um die eigenen Ideen ins Bewusstsein der Parteien zu bringen.
Apotheken brauchen Soforthilfe
„Auch wenn wir das Apotheken-Reformgesetz verhindern konnten – den Apotheken in Deutschland geht es wirtschaftlich schlecht.“ Viele Apotheken kämpften ums Überleben. Daher sei es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es eine Soforthilfe für die Apotheken vor Ort brauche, sobald eine agierende Regierung gebildet wurde. „Das ist ein zentraler Punkt, für den wir jetzt sensibilisieren, für den wir werben.“
„Wir wollen auch in den Koalitionsvertrag“, machte Overwiening klar. Politik müsse sich Gedanken machen, wie sie die Gesundheitsversorgung sicherstellen wolle. „Wir haben viele gute Ideen.“ Dabei verwies Overwiening auf das Perspektivpapier 2.0.
Öffentlichkeitswirksame Kampagnen
Der „Wahlradar Gesundheit“ solle reformiert werden, so Abda-Kommunikationschef Benjamin Rohrer: Das Konzept solle digitalisiert und individualisiert werden. „Unser Problem ist, dass wir uns eigentlich sechs, sieben Monate dafür vorgenommen haben. Jetzt haben wir noch sechs Wochen.“ Daher müsse an einigen Stellschrauben schneller gedreht und andere herausgezogen werden. „Aber wir machen es. Wir bringen dieses Konzept auf eine neue Art und Weise in den Wahlkampf.“
Politikerinnen und Politiker sollen künftig statt schriftlicher Statements eigene Videobotschaften abgeben. Dafür soll eine Internetseite gebaut werden, auf der eine interaktive Deutschlandkarte zur Verfügung gestellt werden soll. Die Internetseite soll eventuell noch vor Weihnachten oder gleich im Neuen Jahr freigeschaltet werden.
Wahlkreisbotschafter aus den Apotheken sollen wie gewohnt unterstützen. „Wir hoffen, dass wir im Laufe des Februars schon eine gute Datenbasis an Politikerstatements haben.“ Die Datenbank soll auch nach der Bundestagswahl erhalten bleiben, um dann während der Koalitionsverhandlungen erneut in Kontakt zu treten.
Lobbyarbeit und Positionspapier
Parallel sollen die klassische Lobbyarbeit vorangetrieben werden. „Wir sind kurz davor, Kernpositionen der Apothekerschaft zu finalisieren und für die Bundestagswahl zu formulieren“, so Rohrer. Diese sollen den Kammern und Verbänden zur Verfügung gestellt werden. Zudem solle die Politik mit den Kernpositionen konfrontiert werden.
Nach der Wahl solle ein zweites großes Papier verabschiedet werden, das im Kontakt mit der Politik für die Koalitionsverhandlungen genutzt werden soll. Derzeit werde an mehreren Ebenen daran gearbeitet, um den verkürzten Wahlkampf inhaltlich vorzubereiten. In den nächsten Tagen sollen die Wahlkreisbotschafter kontaktiert und um Hilfe gebeten werden, die Politikerinnen und Politiker ihres Wahlkreises zu kontaktieren.