Abwahl der Abda-Präsidentin

Overwiening: KI-Prognose und Laschet-Vergleich

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Berlin -

Die plötzliche Abwahl von Gabriele Regina Overwiening hat die Abda zutiefst erschüttert. Doch nach der Mitgliederversammlung trat sie gemeinsam mit Vize Mathias Arnold vor die Presse – und plauderte weiter, als wäre nichts geschehen. In einer Krise sieht sie die Standesvertretung jedenfalls nicht.

„Sie sind die Präsidentin“, musste Pressesprecher Benjamin Rohrer einmal nachhelfen, als Overwiening wissen wollte, ob sie die Antwort auf eine gestellte Frage geben solle. Ansonsten aber gab sie sich im Hintergrundgespräch entspannt und schlug dieselben Töne an wie in den vergangenen Wochen und Monaten.

Sie sei als einzige Kandidatin vorgeschlagen gewesen, habe aber nur 48 Prozent und damit keine Mehrheit im ersten Wahlgang einfahren können. Innerhalb von sechs Wochen müsse daher eine Neuwahl organisiert werden, da ein zweiter Wahlgang in der Satzung nicht vorgesehen sei. Die Mitgliedsorganisationen könnten jetzt Vorschläge machen. So lange werde das Abda-Präsidium im Amt bleiben.

Noch einmal antreten werde sie aber nach dem eindeutigen Votum nicht – auch dann nicht, wenn sie vorgeschlagen werde. „Ich habe heute ganz deutlich 52 Prozent Nein-Stimmen bekommen, die Hälfte der Mitgliederversammlung ist also offenbar mit meiner Arbeit nicht einverstanden. Insofern würde ich nicht wieder zur Verfügung stehen für eine nächste Wahlperiode.“

Unkalkulierbare Strömungen

Zu den Gründen könne sie nichts sagen, da müsse man diejenigen Mitglieder, die gegen sie gestimmt hätten, befragen. „In der Demokratie ist das so. Jede Wahl ihre eigene Dynamik.“ Natürlich sei sie unzufrieden, ließ sie sich dann noch entlocken. „Ja, ich bin enttäuscht.“ Sie habe im Vorfeld auf einen offenen Austausch gehofft, aber einen solchen Ausgang ebenfalls einkalkuliert. „Man weiß es nie genau. So etwas kann passieren. Wahlen sind dynamisch, und manchmal entwickeln sich dann solche Strömungen.“

Hier zog sie einen Vergleich zum damaligen CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet, der bei der Bundestagswahl wegen eines Lachens zum falschen Zeitpunkt abgestraft worden sei.

Einmal musste Pressesprecher Benjamin Rohrer nachhelfen.Foto: APOTHEKE ADHOC

Sie selbst ist mit dem Erreichten zufrieden: „Wir haben vier Jahre wirklich viel auf die Beine gestellt. Wir hatten schwierige Zeiten, es waren schwierige Rahmenbedingungen“, so Overwiening. Sie sprach Karl Lauterbach an, der in der Tradition von Ulla Schmidt stehe und kein einfacher Gesundheitsminister gewesen sei. In den vorangegangenen Legislaturperioden habe man es nicht mit einem SPD-Minister zu tun gehabt.

Und trotzdem: „Wir haben das Impfen in den Apotheken etabliert und die pharmazeutischen Dienstleistungen, große Protestmaßnahmen umgesetzt, große Geschlossenheit geschaffen. Wir haben die Apothekenreform verhindert, die Abda für die Zukunft agiler aufgestellt. Mein Resümee fällt positiv aus.“

Im Vorfeld der Mitgliederversammlung habe sie sich den Spaß gemacht und auch die KI gefragt, welche Erfolge die Abda erreicht habe – die Antwort sei sehr positiv ausgefallen.

Abda ist und bleibt stark

Die Frage, bei der Overwiening erst noch einmal nachhaken musste, ob sie die Antwort geben solle, war die nach Umbruch oder Auflösung der Abda. „Ganz sicher nicht. Es ist heute ein demokratischer Prozess gewesen und genau das macht die Abda stark. Es werde immer gesagt, dass wir ein Closed Shop seien, in dem sich Posten zugeschustert würden. Heute haben die 34 Säulen, die in der Basis der Apotheker fußen, eine Wahlentscheidung getroffen. Es sind echte demokratische Wahlen mit den zu akzeptierenden Ausgängen. Die Abda ist eine starke Standesvertretung – die einzige, die die Apotheken haben.“

Ausführlich beschrieb Overwiening dann noch, worauf es jetzt ankommen müsse: Oft werde nicht wahrgenommen, was Apotheken überhaupt leisteten. Es brauche mehr Entscheidungskompetenzen und weniger Bürokratie, damit die Apotheken ihre entscheidende und wichtige Rolle erfüllen könnten.

Zudem sei bei der Mitgliederversammlung die aktuelle Situation der Apotheken diskutiert worden – auch die politische. Dringend geboten sei eine Soforthilfe für die Apotheken, „wir kratzen an den 17.000 Betriebsstätten“, so Overwiening. In den vergangenen zehn Jahren sei ein Rückgang um 18 Prozent zu verzeichnen. Innerhalb von 100 Tagen nach der Wahl müsse per Verordnung die wirtschaftliche Situation der Apotheken verbessert werden.

Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz bleibt bis 2026 im Amt.Foto: APOTHEKE ADHOC

Arnold beschrieb, dass man über die Satzungänderung bezüglich des Deutschen Apothekertags (DAT) diskutiert habe. Dabei habe man festgestellt, welche wichtige Rolle die Hauptversammlung für die Strategie der Apothekerschaft habe. „Eine große Mehrheit sieht aber keine Notwendigkeit, die Satzungsänderung jetzt noch einmal anzugehen.“ Die neue Satzung solle mit dem Inkrafttreten im Januar „ausprobiert“ werden. Frühestens in zwei Jahren soll das Thema auf die Tagesordnung kommen, bewertet und wenn nötig angepasst werden.

Zum Schluss verriet Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz noch, dass im Hauptamt zunächst keine Änderungen anstehen. Er habe keinen Anlass, seine Position zu ändern. Altersbedingt werde er erst im übernächsten Jahr ausscheiden. „2026 wird das Jahr des Übergangs an meine Nachfolgerin oder meinen Nachfolger.

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