Overwiening: Kahlschlag und Kündigungen Nadine Tröbitscher, 12.06.2024 16:49 Uhr
Über die Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) bringt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) den Referentenentwurf zur Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform an die Öffentlichkeit. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sieht die Arzneimittelversorgung bedroht und einen Rückschritt in der Versorgung. Maßnahmen gegen den Referentenentwurf kündigt Overwiening nicht an.
„Der heute über die FAZ veröffentlichte Referentenentwurf des BMG für eine sogenannte Apothekenreform bedroht die Arzneimittelversorgung der Menschen und ist keine Weiterentwicklung der apothekerlichen Tätigkeit in den Apotheken vor Ort, sondern kommt einem Trojanischen Pferd gleich", so Overwiening. „Das ist kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt in der Versorgung der Patientinnen und Patienten.“
Das BMG hält an den Plänen zu Apotheken ohne Approbierte fest. Dies ignoriere die Bedürfnisse der Menschen. Overwiening: „Das ist ein schwerer Tabubruch! Einrichtungen ohne Apothekerinnen oder Apotheker sind keine Apotheken. Da hilft es auch nicht, wenn ein Apotheker oder eine Apothekerin für ein paar Stunden pro Woche vorbeischaut. Solche Abgabestellen auf niedrigstem Niveau sehen wir mit großer Besorgnis. Minister Lauterbach hatte versprochen, keine Leistungskürzungen vorzunehmen, aber genau das macht er hier.“ Die Versorgung werde bagatellisiert und abgewertet.
Umstrukturierung beim Honorar
Die Abda hatte eine Honorarerhöhung auf 12 Euro gefordert. Doch laut FAZ-Bericht soll das Fixum stufenweise auf 9 Euro angehoben werden. Im Gegenzug sinkt der prozentuale Vergütungsanteil von 3 auf 2 Prozent. „Die Honorierung wird zwar umstrukturiert, aber es kommt kaum weiteres Geld in das bereits seit Jahren unterfinanzierte System der Arzneimittelversorgung über die Apotheken vor Ort. Hier fehlt es an jeglicher schnellen Unterstützung.“
„In dieser Form ist die Reform schädlich und eine verpasste Chance.“ Overwiening: „Das System der Apotheken vor Ort sichert die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Menschen in Deutschland. Auf eine bessere Honorierung, mehr Entscheidungskompetenzen, weniger Bürokratie und eine digitale Weiterentwicklung der apothekerlichen Aufgaben warten die Apothekerinnen und Apotheker dagegen schon lange. Die Apothekerschaft unterstützt deshalb jede politische Bemühung, die Arzneimittelversorgung für die Menschen zukunftsfähig zu machen.“
Mit der Hochrechnung des BMG, dass Apotheken durch zu erwartende Kündigungen nennenswerte Einsparungen erzielen könnten, kann sich die Apothekerschaft nicht anfreunden. „Gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Apotheken ist das mehr als verantwortungslos“, kritisiert Overwiening.