Nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein Interview in der Apotheken Umschau hatte, kommt nun auch Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zu Wort. In der aktuellen Ausgabe ist ein Interview aus dem Dezember „zum politischen Jahresauftakt 2024“ zu lesen. Es geht um Protest, Lieferengpässe, die Gefahr, die Lauterbachs Eckpunkte mit sich bringen, das E-Rezept und die Erhöhung des Apothekenhonorars. „Die Apotheken stehen unter Druck.“
Das Lauterbach-Interview war Ende Oktober zuerst online und wenige Wochen später in der Print-Ausgabe der Apotheken Umschau zu lesen. Der Minister äußerte sich zu seinen Plänen, die angeblich die Landapotheken stärken und die Versorgung in strukturschwachen Regionen sichern sollen. Außerdem schoss Lauterbach gegen die Abda: „Die Standesvertretung, also die Abda, vermittelt aber teilweise den Eindruck, als wäre meine einzige Möglichkeit, Wertschätzung zu zeigen, die Erhöhung des Honorars von 8,35 Euro pro Packung auf 12 Euro. Das macht es für mich schwierig, da wir derzeit geringe finanzielle Spielräume haben.“
Jetzt hatte Overwiening die Gelegenheit zu kontern und ihre Pläne zur Honorarforderung aufzuzeigen. Doch davon ist nichts zu lesen. Ideen fehlen.
In den vergangenen zehn Jahren seien die Gesamtkosten um fast 60 Prozent gestiegen – eine Honoraranpassung gab es nach ihren Worten seit 2013 nicht mehr. Zumindest nicht in die positive Richtung, denn das Honorar wurde zeitweise gekürzt und soll 2025 zum alten Niveau zurückkehren. „Das können viele Apotheken nicht mehr stemmen“, so Overwiening.
Eine Honorarerhöhung sei längst überfällig. Den Apotheken stärkten die Patient:innen und Landespolitiker:innen den Rücken. „Das kann die Bundesregierung nicht ignorieren“, so die Abda-Präsidentin. „Klar ist: 2024 muss die Ampelkoalition mehr Geld in die Apotheken investieren.“ Zwar würde das Lauterbach bisher wenig beeindrucken, aber: „Ändert er seine Meinung nicht, wird es eine Marktbereinigung geben und es werden viele Apotheken schließen.“
Sind Proteste die Lösung? Müssen sich die Menschen hierzulande auf weitere Apothekenproteste einstellen? „Das hängt davon ab, wie die Gespräche mit der Politik verlaufen. Wenn sich nichts bewegt, werden wir uns wehren und wieder protestieren. Dann müssen wir noch einmal mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, wie schwierig die Lage der Apotheken ist.“
Denn auch das Apothekensterben lässt sich derzeit nicht aufhalten und erreicht den höchsten Wert seit 40 Jahren. Lauterbachs Pläne werden laut Overwiening Schließungen nicht verhindern. Würden die Vorhaben umgesetzt, bedeute dies eine Leistungskürzung und hätte ein Zwei-Klassen-System zur Folge.
Was steht 2024 noch auf der Agenda der Abda-Präsidentin? „Ganz wichtig ist das E-Rezept.“ Dieses sei gut angelaufen. Immer mehr Praxen stellten E-Rezepte aus. „Aber es gibt ab und zu doch noch Anlaufschwierigkeiten. Neulich zum Beispiel ist die Telematikinfrastruktur ausgefallen, sodass wir keinen Zugriff auf E-Rezepte hatten. So was muss natürlich immer ganz schnell behoben werden.“
„Die Engpässe sorgen überall für Überstunden und viele Teams kriechen sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch. Die gute Nachricht für unsere Patientinnen und Patienten ist: Wir schaffen es fast immer, eine Alternative zu organisieren, wenn ein Medikament nicht lieferbar ist. Das allerdings nur unter großen Anstrengungen.“ Zwar habe sich die Lage bei Fiebersäften entspannt, aber Antibiotikasäfte seien nach wie vor extrem knapp.
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