Bauernprotest kein Positivbeispiel

Overwiening: Gebrüll bringt keine Erfolge

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Berlin -

Zum Start der bundesweiten Aktion „Wir sehen rot.“ ruft Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening die Apotheken zu einer geschlossenen Teilnahme auf. Während viele Kolleginnen und Kollegen die roten T-Shirts als lächerliche Maßnahme ansehen, hält Overwiening dagegen: Gebrüll schaffe zwar negative Ausmerksamkeit, erreiche aber keine politischen Erfolge. Außerdem weist sie in einer Videobotschaft einmal mehr darauf hin, dass konkrete Maßnahmen erst präsentiert würden, wenn der Referentenentwurf da sei.

Die Ankündigung der Aktion habe in den vergangenen Tagen „große Resonanz“ hervorgerufen, eröffnet Overwiening ihr Statement. „Die wichtigsten und wirksamsten Instrumente, die wir in der politischen Auseinandersetzung haben, sind unsere Geschlossenheit und unsere täglichen persönlichen Kontakte zu etwa vier Millionen Menschen in unseren Apotheken“, so die Abda-Präsidentin.

Beides zu nutzen, sei wesentlicher Teil der Kommunikationsstrategie. Dabei sei es strategisch entscheidend, die einzelnen Maßnahmen an das angekündigte Gesetzgebungsverfahren anzupassen. Dieses war für Februar/März angekündigt – darauf fuße der Kommunikationsplan der Abda. „Da wir dringend auf eine wirtschaftliche Stabilisierung der Apotheken warten, werden wir neben der auf die angekündigte Gesetzgebung ausgerichtete Kommunikation parallel mit dem Wirtschaftsforum auch in den Apotheken mit der Aktion ‚Wir sehen rot.‘ starten“, so Overwiening. In der kommenden Woche würden unter anderem zwei „hochkarätige Gutachten“ vorgestellt, um die Öffentlichkeit „wissenschaftlich verbürgt“ über die Situation der Apotheken aufzuklären.

So sei das Wirtschaftsforum mit seinen „wegweisenden Aussagen“ in die Kommunikation eingebettet. Zudem würden die Patient:innen einbezogen, sodass sie ihre Stimme erheben könnten.

Frust und Wut für Politik

„Ich teile Ihren Ärger über die verfehlte Gesundheitspolitik der Ampel. Ich bin ebenso wie Sie frustriert. Frustriert über eine Politik, die trotz konstruktiver Lösungsvorschläge unsererseits, trotz beispielloser Proteste und trotz aller Warnungen sämtliche Heilberufe weiterhin sehenden Auges die Versorgung unserer Patient:innen gefährdet.“

Anstatt sich um eine Lösung für Lieferengpässe und die Probleme beim E-Rezept zu kümmern, schaffe das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im Alleingang und Turboverfahren einen vierten Einlöseweg für das E-Rezept, für ausländische Großkonzerne, den diese nach der Methode „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ nutzten, um die Menschen in Deutschland auf ihre Internetseiten zu locken. „Das ist skandalös.“

Es gebe genügend Gründe, die Apotheken zu stabilisieren. „Es gibt keinen nichtideologischen Grund, uns nicht zu stabilisieren. Genau das bringt die Aktion ‚Wir sehen rot.‘ zum Ausdruck.“

Wut ersetze aber keine Strategie, so Overwiening. Die Abda habe von Anfang gemahnt, dass es ein Marathon werden würde, dass Ausdauer nötig sei und es einen langen Atem brauche. „Nicht unsere Lautstärke, unser Gebrüll, unsere zur Schau gestellten Aggressionen werden uns in Politik und Öffentlichkeit Gehör verschaffen. Vermutlich bekommen wir mit Gebrüll negative Aufmerksamkeit, aber keine politischen Erfolge. Auch wenn einige mit den Bauernprotesten liebäugeln, sie sind kein Positivbeispiel für politischen Erfolg. Das ist ein Trugschluss.“

Kein Referentenenwurf, keine scharfen Maßnahmen

Noch liege kein Referentenentwurf vor. „Macht es Sinn, in dieser Phase schon schärfste Maßnahmen zu ergreifen? Solange wir in Erwartung eines Gesetzes sind, macht es keinen Sinn. Schließlich werden wir in einem Gesetzgebungsverfahren viele Phasen erleben, in denen wir dann deutlich vehementer auf die Schieflage der Apotheke hinweisen.“

Sollte kein apothekenstärkendes Gesetz das Licht der Welt erblicken, werde mit schärfsten Maßnahmen protestiert. Die Aktion „Wir sehen rot.“ weise Patient:innen darauf hin, was für sie auf dem Spiel stehe, wenn jedes Jahr hunderte Apotheken verloren gingen.

Apotheken werden aufgerufen, mit den Kund:innen über die Gesundheitspolitik von Karl Lauterbach (SPD) zu reden. In Zeiten, in denen Versender in den Medien um die Patient:innen der Apotheken buhlten, werde man nicht schließen und der Bevölkerung signalisieren, dass es Alternativen zu den Apotheken gebe.

Neue E-Rezeptkampagne

Im Gegenteil, in den kommenden Wochen werde mit einer neuen Kampagnenwelle deutlich gezeigt, dass das E-Rezept – ganz egal auf welchem Weg – in die Apotheke vor Ort gehört. „Nur dann sind Patient:innen sicher versorgt.“

Die Protestmaßnahmen der Abda orientieren sich an zwei Punkten – den Inhalten des anstehenden Gesetzgebungsverfahrens und dem Zeitplan. „Sobald wir den Entwurf kennen, werden wir, wie versprochen, konkrete Maßnahmen vorstellen“, macht Overwiening klar. Ganz unabhängig davon sei klar, dass man nicht länger auf einen Entwurf des Ministers warten könne. „Die prekäre Lage in unseren Apotheken fordert jetzt und sofort dir Bevölkerung schonungslos zu informieren. Dazu brauchen wir Sie. Wir werden nicht lockerlassen. Damit unsere Aktionen Erfolg haben, braucht es unbedingte Geschlossenheit. Auch wenn nicht jede unserer Aktionen zu Ihrer Lieblingsaktion wird, machen Sie trotzdem mit, Spaltung nützt nur unseren Gegnern.“

Es brauche einen kühlen Kopf. Wut müsse in Produktivität und nicht in gegenseitiges Zerfleischen umgewandelt werden.

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