Porträt

Overwiening: Die Kandidatin

, Uhr
Berlin -

Drei Apotheken, vier Kinder, zwei Ämter – und eine Kandidatur: Gabriele Regina Overwiening will Abda-Präsidentin werden. Ein Porträt.

Overwiening kam aus persönlichem Interesse zum Apothekerberuf. „Meine Eltern oder Großeltern hatten keine Apotheke.“ Neben der Pharmazie sei es ihr auch um die Versorgung von kranken Menschen gegangen. Nach dem Studium in Hamburg absolvierte sie ihr Praktisches Jahr (PJ) 1986 in Haltern und bildete sich zur Fachapothekerin Allgemeinpharmazie weiter.

Eine eigene Apotheke kam für Overwiening aber zunächst nicht in Frage. Sie war nach der Approbation rund sieben Jahre in der Alten Apotheke in Recklinghausen als angestellte Approbierte tätig. Über ihren damaligen Chef, Rudolf Strunk, kam sie zur Standespolitik. Der Apotheker war nicht nur lange in den Gremien der Noweda engagiert, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender des Versorgungswerkes der Kammer. Er unterstützte Overwiening bei ihrem berufspolitischen Engagement.

Zur Jahrtausendwende kam es auf zwei Ebenen zum beruflichen Wechsel: Overwiening kaufte zum 1. Januar 2000 die Apotheke am Bahnhof in Reken. Die Gemeinde, in der sie auch geboren wurde, liegt im westlichen Münsterland und zählt rund 14.000 Einwohner. Im Alter von 37 Jahren wagte sie sich als Mutter von damals drei – heute vier – Kindern in die Selbstständigkeit. Ein Jahr später wurde sie politisch richtig aktiv und zum Vorstandmitglied der Kammer gewählt.

Im Frühjahr 2002 stand der nächste Wechsel an. Die Apotheke sei umgebaut worden, um mehr Diskretion zu erzielen, so Overwiening. An den heutigen Standort ist die Apotheke am Bahnhof 2012 gezogen, etwa 250 Meter von der alten Lage entfernt. „Beim Umzug sind der Diskretion und der Rezeptur dann noch deutlich mehr Beachtung geschenkt worden.“ Die Apotheke ist mittlerweile AMTS-qualifiziert und QMS-zertifiziert. 2004 eröffnete sie außerdem die Apotheke am Benediktushof im Ortsteil Maria Veen und 2015 in Nienborg mit rund 3000 Einwohnern die Burg-Apotheke – was unter den ortsansässigen Kollegen für Ärger sorgte.

Für die Apothekerkammer ist sie seit fast 25 Jahren tätig. Anfangs als Referentin, seit 1997 als Delegierte der Kammerversammlung, seit 2001 als Vorstandsmitglied, von 2005 bis 2009 als Vizepräsidentin und seit 2009 als Präsidentin und Vorsitzende der Apothekerstiftung. Zudem ist sie seit 2013 Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Bundesapothekerkammer (BAK). Mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) gab es 2015 ein Zerwürfnis, die Apothekerin stieg aus persönlichen Gründen aus. Seit Anfang 2016 ist sie wieder an Bord.

In ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit setzt sie sich sowohl für die Fortentwicklung der besonderen apothekerlichen Leistungen für das Gemeinwohl ein als auch für Rahmenbedingungen, unter denen Apothekerinnen und Apotheker wirtschaftlich arbeiten können. „Wenn wir für die Grundlagen unserer Berufsausübung eine erfolgreiche Arbeit leisten wollen, heißt das auch, dass wir die Strukturen unserer berufsständischen Selbstverwaltung permanent auf den Prüfstand stellen und kontinuierlich fortentwickeln müssen“, betont Overwiening.

Darüber hinaus engagiert sich Overwiening auch über den Tellerrand der Pharmazie hinaus, unter anderem als Unterstützerin des Wissenschaftlichen Instituts für die Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG), das aus ihrer Sicht „ungemein viele Impulse für die Gesundheitsvorsorge setzt“. Seit 2009 ist sie zudem Projektpatin des apothekerlichen Hilfsprojektes „Eine Dosis Zukunft“ das gemeinsam mit der Kindernothilfe Schutzimpfungen und Tuberkulosebehandlungen für die Kinder in den Slums vom Kalkutta ermöglicht. „Tue Gutes und sprich‘ darüber“ lautet die Devise der Aktion, an der sich mittlerweile über 400 Apotheken in Westfalen-Lippe aktiv beteiligen. Auch als Vorstand der gemeinnützigen Reken-Stiftung bringt Overwiening sich ehrenamtlich ein.

Eine Versandhandelserlaubnis besitzt Overwiening nicht, auch in der Offizin präsentiert sie verhältnismäßig wenig Marken. Das ist gewollt: „Dadurch können wir uns besser auf unsere eigentliche Aufgabe – die Arzneimittelversorgung – fokussieren.“

Auch auf ihre eigene Apothekerfamilie kann die Kammerpräsidentin mittlerweile stolz sein: Ihr Mann Ralf Overwiening führt die Apotheke am Benediktushof in Reken und die Ludgeri-Apotheke in Heek, ihr Sohn ist als Approbierter tätig. Zwei der drei Töchter haben Medizin studiert.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Verbandsmitglieder sollen zahlen
Gedisa will weitere Millionen von Apotheken
Abda hofft noch auf Skonto-Regelung
Änderungsanträge: GVSG als Super-Gesetz?

APOTHEKE ADHOC Debatte