Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, hat die Krankenkassen für ihre steigenden Ausgaben für Osteopathie kritisiert, die sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht haben. Einem Bericht des NDR zufolge hatten die 60 größten Kassen im vergangenen Jahr mehr als 110 Millionen Euro für Behandlungen mit der Methode gegen Störungen des Bewegungsapparats ausgegeben.
„Anstatt mit solchen teuren Marketingmaßnahmen auf Mitgliederfang zu gehen, täten die Kassen gut daran, mit gleichem Eifer die finanzielle Ausstattung für die ambulante Versorgung ihrer 70 Millionen Versicherten zu stärken“, sagte Gassen. Es ginge ihm nicht darum, die Osteopathie schlecht zu reden, man müsse aber die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellen.
Gassen kritisierte eine „Flatrate-Mentalität“ bei den Kassen. Bei der täglichen und notwendigen Behandlung in den Praxen der niedergelassenen Haus- und Fachärzte sowie der Psychotherapeuten forderten sie unendliche Leistungen mit so wenig Ausgaben wie möglich; bei der Osteopathie dagegen zeigten sie sich hoch spendabel. Das könne nicht sein.
„Wer um jeden Euro feilscht und verantwortungsvolle Arbeit mit dem Gegenwert einer Currywurst begleichen will, auf der anderen Seite aber Beitragsgelder mit vollen Händen in populäre, aber umstrittene Maßnahmen pumpt, hat den richtigen Maßstab verloren“, sagte Gassen.
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