Apotheker Anas Alhamsho floh Ende 2014 vor dem syrischen Bürgerkrieg nach Duisburg. Mittlerweile ist er anerkannter Flüchtling. Die Übergriffe in Köln in der Silvesternacht haben ihn entsetzt. Gemeinsam mit drei weiteren Flüchtlingen schrieb er daher einen Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) sprach er über seine Motivation.
Alhamsho hatte in Damaskus eine eigene Apotheke. Diese hat er verloren, genauso wie sein Haus. Deutsch hat sich der 36-Jährige mithilfe von Youtube-Videos selbst beigebracht. Sein Integrationskurs soll erst im nächsten Monat beginnen. Er ist dankbar, dass er hier eine Chance bekommt: „Die Deutschen haben mir alles gegeben, Geld, eine Wohnung, eine neues Leben“, sagt er im Gespräch mit der SZ.
Deshalb verurteilt Alhamsho, was an Silvester am Kölner Hauptbahnhof passiert ist. „Wir verabscheuen die sexuellen Übergriffe und Diebstahldelikte mutmaßlich durch Migranten und Flüchtlinge und verurteilen sie auf das schärfste“, schrieben er und drei weitere Flüchtlinge an Merkel.
Für sie sei es völlig klar, die Würde von Frauen zu schützen, ebenso gelte ein Diebstahlverbot. Das verlangten auch Koran und Bibel. „Auch für uns ist es selbstverständlich, die Gesetze des Aufnahmelandes zu achten“, betonen die vier Männer. Sie danken den Deutschen und der Regierung für den Schutz, den sie erhalten.
Auf Facebook hätten sie von den Angriffen gelesen. Sie wollten deutlich machen, dass auch Flüchtlinge die Taten schrecklich finden. „Das sind Kriminelle“, sagt Alhamsho über die Angreifer, die mutmaßlich Flüchtlinge und Migranten waren. Er könne nicht verstehen, warum diese Menschen sich so verhalten hätten.
Auch die anderen Flüchtlinge seien wütend auf „diese Kriminellen“. Er habe bereits hundert Unterschriften für seinen Brief gesammelt. Dieser endet mit der Aussage: „Wir verpflichten uns im Rahmen unserer Möglichkeiten mitzuhelfen, dass sich Verbrechen wie die in Köln nicht wiederholen und die Gastfreundschaft der Deutschen missbraucht wird.“
Alhamsho glaubt nicht, dass die Deutschen nun alle Flüchtlinge verurteilen werden. „Die Deutschen sind clever“, sagt er. Daher werde die Mehrheit erkennen, dass nicht alle Flüchtlinge gleich seien, ist er überzeugt. „Die Deutschen, die ich kenne, haben uns immer geholfen.“
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