Oettinger erwägt Landeshilfe für Merckle APOTHEKE ADHOC/dpa, 18.11.2008 15:16 Uhr
Über eine mögliche Hilfe des Landes für den von hohen Börsenverlusten betroffenen Unternehmer Adolf Merckle gibt es nach den Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) keine Entscheidung. „Wir werden dieses Thema intensiv, aber zurückhaltend verfolgen. Es gibt bisher keine Festlegung“, sagte Oettinger am Dienstag in Stuttgart. Er betonte: „Das Land kann nur die Ultima Ratio sein. Wir werden auch nicht so schnell vorgehen, wie es der Bund bei Opel getan hat.“
Merckle, der bei Spekulationen mit der VW-Aktie mehr als eine Milliarde Euro verloren haben soll, verhandelt Zeitungsberichten zufolge mit dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium über die Möglichkeit für eine Staatsbürgschaft. Ein erstes Gespräch zwischen politischen Vertretern und Banken habe bereits stattgefunden, hieß es.
Merckle ist mit seinen Konzernen Ratiopharm (Ulm), Heidelberg Cement (Heidelberg) und Phoenix (Mannheim) einer der größten Arbeitgeber in Baden-Württemberg. Bei einer Celesio-Veranstaltung in Stuttgart hatte Oettinger im Februar dezidiert auf die Bedeutung der beiden Pharmahändler hingewiesen: Man habe gleich zwei Marktführer im Land, Celesio als Spitze der Champions League und Phoenix als „Deutscher Meister“.
Warum das Land allerdings überhaupt für die Spekulationen des Unternehmers einstehen soll, ist völlig unklar. Oettingers Aussage lässt vieles offen: „Die Arbeitnehmer dürfen nicht die Dummen sein bei einem Verschulden der Geschäftsleitung.“
Offenbar hat Merckle allerdings bislang auch noch keinen Antrag auf eine Bürgschaft gestellt. Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) sagte nach einem Gespräch mit dem Unternehmer: „Wir sind zuversichtlich, dass die Banken und das Unternehmen eine tragfähige Lösung finden. Ein Antrag auf eine Landesbürgschaft wurde nicht gestellt.“ An dem Gespräch hatte auf Wunsch von Ministerpräsident Günther Oettinger auch Finanzminister Willi Stächele (beide CDU) teilgenommen.
Ludwig Merckle, Geschäftsführer der zur Merckle-Gruppe gehörenden VEM Vermögensverwaltung, räumte mittlerweile Liquiditätsprobleme ein. „Unter den extremen Turbulenzen auf den Finanzmärkten in den letzten Wochen hat auch die VEM gelitten“, teilte Merckle auf Anfrage mit. Die Verhandlungen mit den Banken zur kurzfristigen Stabilisierung der Situation seien aber weit fortgeschritten.