Praxisgebühr

Ökonomen: Gebühr für jeden Arztbesuch

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Berlin -

Die Praxisgebühr sollte aus Sicht von Gesundheitsökonomen auf alle Arztbesuche ausgeweitet werden. Damit könnten die im internationalen Vergleich extrem häufigen Arztbesuche in Deutschland zurückgehen und Kosten gesenkt werden, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie. Entfallen könnten dagegen Zuzahlungen im Krankenhaus, von denen keinerlei Steuerungswirkung ausgingen.

 

Derzeit müssen gesetzlich Versicherte beim ersten Arztbesuch im Quartal zehn Euro bezahlen. Die Milliarden-Überschüsse bei vielen Krankenkassen haben eine Debatte über die Praxisgebühr ausgelöst, Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) forderte ihre Abschaffung. Zudem fallen je zehn Euro für die ersten 28 Krankenhaustage an.

Eine auf fünf Euro gesenkte und alle Arztbesuche ausgeweitete Praxisgebühr würde – bei gleichzeitiger Streichung der Zuzahlung im Krankenhaus – die Versicherten nur wenig mehr belasten, argumentieren die Gesundheitsökonomen. Sie schätzen den Betrag auf 2,4 Milliarden statt 2,2 Milliarden Euro im Jahr. Der Steuerungseffekt aber wäre weit größer und könnte den Beitragssatzanstieg dämpfen.

In ihrer derzeitigen Ausgestaltung müsse die Praxisgebühr als misslungen bezeichnet werden, heißt es weiter. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Aufkommen von 1,5 Milliarden Euro bei Ärzten und 400 Millionen Euro bei Zahnärzten (2010). Die Praxisgebühr sei zudem nicht verhaltenssteuernd.

 

 

Da jedoch die Deutschen mit durchschnittlich 17 Arztbesuchen im Jahr weltweit eine Spitzenposition einnehmen, scheint es aus Sicht der Gesundheitsökonomen angebracht, die Patienten durch eine Zuzahlung an den dabei entstehenden Kosten zu beteiligen.

Die Linksfraktion hält nichts von diesen Vorschlägen: „Die meisten Arztbesuche kommen auf Überweisung von anderen Ärzten zustande, insbesondere bei Patienten, die häufig zum Arzt müssen. Diese mit einer Gebühr für jeden einzelnen Arztbesuch zu belasten, ist zynisch“, sagte Harald Weinberg, Obmann seiner Partei im Gesundheitsausschuss.

Schließlich müsse der Arzt beurteilen, ob eine Behandlung notwendig sei oder nicht. „Den Versicherten mittels einer Praxisgebühr diese Aufgabe indirekt aufzubürden, verursacht nicht nur vermeidbares Leid, sondern ist auch gesundheitsökonomisch unsinnig. Denn verschleppte Krankheiten machen das System nicht billiger, sondern teurer, von der zusätzlichen Bürokratie ganz zu schweigen“, so Weinberg. Die Linke fordert die Abschaffung der Praxisgebühr.

 

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