Femen-Aktivistinnen machen mit Botschaften auf ihren nackten Oberkörpern bei öffentlichen Veranstaltungen auf sich aufmerksam. Jetzt traf es auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Bei einem Auftritt im schleswig-holsteinischen Meldorf stürmten zwei halbnackte Frauen vor die Bühne. Sie protestierten gegen eine von Spahn beauftragte Studie zu Schwangerschaftsabbrüchen.
Die beiden Frauen zeigten auf ihren Oberkörpern ihre Nachrichten an den Minister: „Mein Bauch gehört mir“ und „My Body my Choice" (zu deutsch: „Mein Körper, meine Wahl“). Die Aktivistinnen kritisierten damit die Studie, die von 2020 bis 2023 die „Häufigkeit und Ausprägung seelischer Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen“ untersucht. Dafür sollen laut Bild.de 5 Millionen Euro investiert werden.
Die Protestlerinnen sangen außerdem lauthals „Spahnsinn“ – sie dichteten Wolfgang Petrys Klassiker „Wahnsinn“ um. „Das ist Spahnsinn. Warum schickst du Frauen durch die Hölle? Hölle, Hölle, Hölle! Eiskalt sind dir Frauenthemen egal“, sangen sie. Zudem schmissen sie Zettel durch die Luft, auf denen Stand, für was die 5 Millionen Euro sinnvoller verwendet werden können.
Die Frauen wurden von Sicherheitsleuten zurückgehalten. Spahns Reaktion: „Bei mir kommt ihr mit dem Ausziehen nicht soweit“, sagte er unter anderem. Laut Femen soll er zudem über den männlichen Femen-Fotografen gesagt haben: „Lieber hätte sich der junge Mann, der jetzt die Jacken einsammelt und das ganze gefilmt hat, ausziehen sollen. Der hätte bei mir mehr Erfolg gehabt.“ Diese sexuelle Anzüglichkeiten seien auch Männern gegenüber unangebracht, kritisiert die Organisation.
Femens Ziel sei es nie, zu gefallen. „Wir ziehen uns nicht für dich aus. Sondern um die Öffentlichkeit auf deine frauenfeindliche Politik aufmerksam zu machen“, schreibt die Organisation bei Facebook. „Wer kritische Kommentare löscht, ist nicht an einem Dialog interessiert. Frauen lassen sich nicht länger von der Politik bevormunden und ignorieren.“
Die Organisation kritisiert, dass mit der Abtreibungsstudie Frauen nur verlieren könnten. „Kommt dabei heraus, dass eine Abtreibung eine psychische Belastung mit sich bringt, kann dies als Vorwand genutzt werden, um Abtreibungen weiterhin zu verbieten oder den Zugang darauf noch weiter einzuschränken“, so Femen. Komme heraus, dass der Großteil der Frauen keine nennenswerten psychischen Probleme nach einer Abtreibung habe, könne die Studie so ausgelegt werden, dass Frauen Abtreibungen zu locker sehen und man den Fötus vor ihrer Entscheidung schützen müsse.
„Gewinner dieser Studie sind in jedem Fall die Abtreibungsgegner und selbsternannten Lebensschützer. Frauen werden beim Thema Abtreibung (weiterhin) behandelt als wären sie unmündige Bürgerinnen.“ Femen schlägt vor, mit den 5 Millionen Euro lieber die psychischen und physischen Folgen eines Abtreibungsverbots zu untersuchen. „Oder die negativen Folgen, die ein Gesundheitsminister wie Jens Spahn, hat.“
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