Für CDU-Kandidaten ist der Wahlkreis 75 in Gelsenkirchen Mitte und Süd kein leichtes Pflaster. Hier schlägt die Herzkammer der SPD. Regelmäßig holen die SPD-Kandidaten hier gut 50 Prozent der Stimmen. Am 14. Mai schickt sich die CDU-Kandidatin Christina Totzeck an, daran etwas zu ändern. Und sie hat dafür ein Thema entdeckt, das ihr im Wahlkampf Aufmerksamkeit verschafft hat wie kein anderes: Die PTA-Ausbildung. Seitdem sie auf Facebook dazu ein kurzes Video gepostet hat, hat sie so viele Briefe, Mails und Anrufe erhalten wie noch nie.
„Auf diesen Beitrag habe ich so viel Resonanz erfahren, wie noch nie“, freut sich die 33-jährige Wahlkämpferin im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC. Gut 100 Anrufe, Mails und Zuschriften habe sie erhalten von Apothekern, PTA-Schülern und angehenden PTA-Schülern, die ihr Mut zusprechen und das Thema nach vorne bringen wollen. Denn Totzeck fordert in ihren Video die Abschaffung der Gebühren für die PTA-Ausbildung.
Aufgenommen wurde das Video in Gelsenkirchener PTA-Schule, zu deren Leiterin sie einen guten Draht hat. Dort steht sie in der Lehr-Offizin am HV-Tisch vor dem Arzneimittelregal: Die rot-grüne Landesregierung habe 2013 die Förderung der PTA-Schulen in NRW gestrichen, leitet sie ihr Statement ein: Das bedeute konkret für alle PTA-Schüler in NRW, „dass sie ein Schulgeld von 295 Euro im Monat bezahlen, um diese Ausbildung machen zu können“.
Das könne „nicht mehr sozial gerecht und auch nicht fair sein. Das müssen wir dringend ändern.“ Die PTA-Ausbildung könne nicht davon abhängig sein, dass „der eine oder andere diese aus finanziellen Gründen ablehnen muss, obwohl dies berufliche Chancen bietet, vor der Arbeitslosigkeit schützt und berufliche Absicherung bietet.“
Im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC wird Totzeck noch deutlicher: Die PTA-Schulgebühren seien eine „Zumutung und unfair“. Wegen des nach der Ausbildung auch nicht gerade üppigen Verdienstes sei ein „Mythos“, das die PTA-Schüler die Ausbildungskosten locker vorfinanzieren könnten. Auch die Zuständigkeit für die PTA-Schulen will Totzeck ändern: Die muss wieder beim Schulministerium liegen.“
Auf dass Thema aufmerksam geworden ist die Wahlkämpferin, „weil sich bei mir einige PTA-Schüler beschwert haben.“ Darunter seien auch Mütter gewesen, die neben Kind und Ausbildung abends noch jobben gehen müssten, um die Schulgebühren zu verdienen. „Das macht mich wütend“, so Totzeck.
Gerade in Gelsenkirchen mit seiner überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit „müssen wir uns doch über jeden freuen, den wir vor der Arbeitslosigkeit schützen können“, sagt die studierte Psychotherapeutin. In Gelsenkirchen beträgt die Arbeitslosigkeit 14 Prozent und die Unterbeschäftigungsquote knapp 20 Prozent. Vor allem Jugendliche haben es schwer, einen Weg ins Berufsleben zu finden.
Ob Totzeck die Interessen der PTA-Schüler künftig im Düsseldorfer Landtag zur Geltung bringen kann, ist offen. Das Direktmandat in Gelsenkirchen wird sie vermutlich nicht gewinnen. Aber sie steht auf Platz 41 der CDU-Landesliste. Vor fünf Jahren „zog“ die Liste bis Platz 44. Also hat Totzeck durchaus Chancen. Allerdings: Die CDU darf nicht zu erfolgreich bei der Landtagswahl am Sonntag abschneiden. Gewinnt die CDU zu viele Direktmandate, können weniger Kandidaten über die Landesliste in den Landtag einziehen. Totzeck muss also das Endergebnis abwarten.
Auf jeden Fall will Totzeck das Thema PTA-Schulgebühren in den Landesverband der Frauen Union in NRW tragen. Dort gibt es auch eine Arbeitsgemeinschaft Gesundheit, der CDU-Bundestags- und Europaparlamentsabgeordnete aus NRW angehören. Totzeck: „Dort werde ich das Thema auf jeden Fall auf den Tisch legen.“
Seit 2003 engagiert sich Totzeck in der CDU. Seit der Kommunalwahl 2009 sitzt sie in Stadtrat von Gelsenkirchen. Dort ist sie aktuell die Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Verbraucherschutz und Sprecherin der CDU für den Bereich Arbeit und Soziales. Auch als stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion hat sie Einfluss auf CDU-Politik in Gelsenkirchen.
APOTHEKE ADHOC Debatte