Die Apothekerkammern und -verbände in Nordrhein-Westfalen haben im Vorfeld der Landtagswahl am 15. Mai Wahlprüfsteine an die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien geschickt. Sie klopfen die Positionen etwa zu E-Rezept, gelockerten Abgaberegeln und Personalproblemen ab.
„Mit Blick auf die Landtagswahl am 15. Mai 2022 haben die Apothekerinnen und Apotheker in NRW wesentliche Positionen mit dazugehörigen Wahlprüfsteinen entwickelt, die für die Sicherstellung einer auch künftig hochwertigen Arzneimittelversorgung in NRW für die Menschen in unserem Land essentiell sind. Diese senden wir Ihnen beiliegend zu – verbunden mit der Bitte, uns Ihre Haltung dazu mitzuteilen“, schreiben die Kammerpräsidenten Dr. Armin Hoffmann und Gabriele Regina Overwiening und die Verbandsvorsitzenden Thomas Preis und Thomas Rochell.
Die rund 4000 öffentlichen Apotheken in NRW seien der Garant für eine sichere, schnelle und kostengünstige sowie von kommerziellen Interessen unabhängige Versorgung mit Arzneimitteln zum Wohle der Bevölkerung, heißt es in dem Schreiben, verbunden mit der Frage: „Welche Konzepte hat Ihre Partei, um die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung in NRW durch öffentliche Apotheken auf qualitativ hochwertigem Niveau flächendeckend weiter aufrechtzuerhalten und frei von rein gewinnorientierten Konzerninteressen und -strukturen sicherzustellen?“ Gefragt wird außerdem, welche Position die Partei zum freien Heilberuf Apotheker/in hat.
Da eine nachhaltige Fachkräftesicherung in Anbetracht des steigenden Bedarfs an Apothekerinnen und Apotheker unverzichtbar sei, sollen die Kandidat:innen Auskunft geben, ob sie sich für mehr Studienplätze an den bestehenden Standorten in Düsseldorf, Bonn und Münster einsetzen werden sowie für die Etablierung eines weiteren Pharmaziestudiengangs in Ostwestfalen.
Dass die Apotheken in der Pandemie so gut funktioniert haben, hängt laut den Apothekerorganisationen auch mit den gelockerten Abgaberegelungen zusammen. „Die Patientinnen und Patienten konnten ohne die bürokratischen Hürden der starren Rabattvertragsregelungen viel schneller versorgt werden. Im Interesse der Patienten muss das so bleiben.“ Daher wird gefragt: „Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass die Erleichterungen für die Patientenversorgung durch öffentliche Apotheken während der Corona-Pandemie verstetigt werden, so dass dauerhaft eine bessere und schnellere Versorgung (z. B. durch erweiterte Auswahlmöglichkeiten bei der Rezeptbelieferung) sichergestellt wird?“
Ihre Bedenken zum E-Rezept formulieren die Kammern und Verbände diplomatisch: „Patienten benötigten eine verlässliche Arzneimittelversorgung und die Apotheken die dafür notwendigen Rahmenbedingungen, um diese weiterhin sicher und unterbrechungsfrei sicherstellen zu können. Mit dem analogen Rezept ist das gewährleistet. Apotheker und Ärzte sehen das bei einer Umstellung auf ein elektronisches Rezept aber sehr gefährdet. Wird sich Ihre Partei für eine sichere und unterbrechungsfreie Arzneimittelversorgung engagieren?“
Auch der Bedarf an PTA sei groß und nehme weiter zu. „Eine PTA-Ausbildung bedeutet Jobgarantie und Sicherheit. Wer die PTA-Schule erfolgreich beendet, findet ganz besonders in der Apotheke vor Ort einen fachlich anspruchsvollen Arbeitsplatz in einem fami-lienfreundlichen Umfeld.“ Aber: „Wird sich Ihre Partei für die zukunftsfähige Sicherstellung der über 2000 PTA-Ausbildungsplätze in NRW und 14 PTA-Lehranstalten einsetzen und im Falle einer Regierungsbeteiligung auch weiterhin die entsprechenden Fördermittel bereitstellen?“
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