Dienstbereitschaft

Steffens: Alternativen zur Selbstdispensation

, Uhr aktualisiert am 02.02.2014 16:24 Uhr
Bonn -

Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen), Gesundheitsministerin von Nordrhein-Westfalen, hat die Apotheker dazu aufgefordert, neue Lösungen für den Notdienst in ländlichen Gebieten zu finden. Es werde bereits darüber nachgedacht, Ärzten in ihrer Bereitschaftszeit die Abgabe von Arzneimitteln zu erlauben. Steffens rief beim „Zukunftskongress öffentliche Apotheke“ des Apothekerverbands Nordrhein in Bonn dazu auf, Alternativen zu finden, ehe die Debatte unsachlich werde.

Das Problem: Sowohl Ärzte als auch Apotheker würden ihre Notdienste konzentrieren – aber nicht miteinander synchronisieren, so Steffens. Dadurch könnten für Patienten weite Wege entstehen. Es gebe daher die Forderung, die Dienste an einem Ort zu vereinen, so Steffens.

Diese Idee aus dem Koalitionsvertrag unterstützt die NRW-Gesundheitsministerin nicht: Die Umsetzung würde schwer werden, und für die Patienten sei es auch nicht der beste Weg, denn nicht jeder brauche ein Rezept.

Die Frage sei, wie die Patienten versorgt werden könnten, die es zum Arzt schafften, aber nicht noch in die Apotheke. In der Diskussion werde dabei das Abgabemonopol der Apotheken in Notdienstzeiten angezweifelt. „Ich stelle das nicht in Frage“, betonte Steffens. Dann müssten aber gemeinsam Lösungen für diese Patienten gefunden werden.

Das Problem werde von Bürgern an Lokalpolitiker herangetragen, die es – besonders in Zeiten des Wahlkampfes – zum Thema in Landtagen oder im Bundestag machten, sagte Steffens mit Blick auf die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen.

Die Debatte könne dann eine Dynamik entwickeln, sodass „nicht mehr auf sachlichem Boden diskutiert werden kann“, warnt Steffens. Daher müsse schnell gehandelt werden.

Vor zwei Jahren hatte Steffens das Thema bei derselben Veranstaltung auf die Agenda gebracht: Ärzte und Apotheker müssten künftig Aufgaben aus dem jeweils anderen Bereich wahrnehmen dürfen, sagte die Ministerin damals. Während Apotheken in unterversorgten Gebieten auch medizinische Aufgaben wahrnehmen sollen, könnten Ärzte das Dispensierrecht erhalten.

Die Gesundheitsministerin zeigte sich enttäuscht von dem „wenig mutigen“ Koalitionsvertrag von Union und SPD, dessen wesentliche Botschaft sei, dass im Großen und Ganzen alles so bleibe, wie es sei. Im Gesundheitswesen bedeute ein Stillstand aber, dass es schlechter werde, meint Steffens.

Es sei deshalb wichtig zu fragen, was man trotzdem verändern könne, um eine sichere Versorgung zu habe. Ein wenig Experimentierraum biete der Innovationsfonds. Um diesen würden sich aber viele bewerben. „Ich wünsche mir sektorübergreifende Innovationen“, sagte Steffens.

Als positives Beispiel bezeichnete Steffens die Projekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit in Nordrhein-Westfalen. Sie sprach sich dafür aus, auch die Nichtabgabe von Arzneimitteln zu vergüten: Von keinem Bäcker oder Fleischer werde erwartet, von Torte oder Wurst abzuraten.

Von Apothekern werde hingegen – zu Recht – verlangt, einen übermäßigen Arzneimittelkonsum zu verhindern. Es müsse daher ein System gefunden werden, das die Wirtschaftlichkeit der Beratung gewährleiste.

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