Bundestagswahl

Noweda schickt Wahlkampfmunition per PZN

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Berlin -

Mit „Patienteninformationen zur Bundestagswahl 2017“ mischt sich die Apothekengenossenschaft Noweda in den Wahlkampf ein. Etwa 9000 Apotheken wurden in diesen Tagen mit den Arzneimittellieferungen Briefumschläge beigelegt. Darin enthalten sind ein Muster-Plakat, ein Flyer, ein Anschreiben an die Apotheker und ein Brief an die Patienten. Eine direkte Wahlempfehlung enthält das Info-Paket zwar nicht. Aber die von Noweda vorgenommen Auswertung der Wahlprogramme der Parteien insinuiert eine Präferenz für CDU und CSU. Als Alternative käme sonst nur die Partei Die Linke in Frage. Auch eine ungültig gemachte Stimme ist aus Noweda-Sicht ein Statement. Die Noweda-Wahlkampfmunition können die Apotheker direkt per PZN aus der Warenwirtschaft bestellen.

Seit dem EuGH-Urteil zu Rx-Boni ausländischer Versandapotheken stehe die Existenz Tausender Vor-Ort-Apotheken auf dem Spiel, heißt es im Anschreiben an die Apotheker. Ein Rx-Versandverbot sei daher „unerlässlich“. Dafür gebe es eine neue Chance nach der Bundestagswahl. Vor diesem Hintergrund biete Noweda mit seinem Info-Paket die Möglichkeit, die Patienten im Vorfeld der Bundestagswahl „leicht verständlich“ über die Haltung der Parteien dazu zu informieren. Immerhin gebe es täglich 3,6 Millionen Patientenkontakte in Apotheken.

„Wir sind davon überzeugt, dass die Menschen keinen Rx-Versandhandel wollen, wenn sie sich der möglichen Folgen für ihre Vor-Ort-Apotheke bewusst sind“, schreibt der Arzneimittelgroßhändler. Dazu hat die Noweda einen Flyer drucken lassen, der Auszüge aus den Wahlprogrammen zum Thema Rx-Versandverbot enthält: In der Noweda-Wahlanalyse schneiden CDU und CSU wenig überraschend am besten ab: Noweda zitiert die Passage, in der die Union ein Rx-Versandverbot verspricht. Darunter findet sich in einen blauen Feld die Wertung Nowedas: „Die CDU/CSU ist ohne Einschränkung für ein Verbot des Versandhandels.“

Unter der zitierten Passage aus dem Wahlprogramm der Linken schreibt die Apothekengenossenschaft: „Das bedeutet: Die Linke will den Versandhandel mit Arzneimitteln so weit wie möglich begrenzen.“ Alle anderen Parteien können beim Wunschthema Rx-Versandverbot nicht mithalten: Die SPD treffe dazu ebenso „keine Aussage“ wie Bündnis90/Die Grünen. „Die FDP ist gegen ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln“ und die AfD treffe keine Aussage dazu, so Noweda.

Des Weiteren weist die Noweda im Stil eines Politikseminars auf die Bedeutung der Bundestagswahl hin. 61,5 Millionen Menschen entschieden am 24. September darüber, „wer in der nächsten Legislaturperiode regiert“. Diese „wichtige politische Richtungsentscheidung des Landes ist hart umkämpft.“ Dann führt Noweda „10 gute Gründe zu wählen“ auf: Das Wahlrecht sei ein „Privileg“, jede Stimme zähle. Wer nicht zur Wahl gehe, erleichtere extremistischen Strömungen ihr politisches Geschäft. Eine hohe Wahlbeteiligung könne „böses Erwachen“ verhindern. Nichtwähler verzichteten, die eigene Zukunft mitzugestalten, heißt es weiter. Mit der eignen Stimmen könne man Einfluss nehmen.

Aber auch eine in der Wahlkabine ungültig gemachte Stimme sei eine „Wahlaussage“, so Noweda. Ein hoher Anteil an ungültig gemachten Stimmen setze an die Politik ein „symbolisches Signal“ – nämlich dass die Parteien oder Kandidaten es scheinbar nicht schaffen, die breite Bevölkerung zu repräsentieren.

Dem Noweda-Infopaket ist auch ein Musterbrief an die Patienten beigefügt, den die Apotheker verteilen können. Die verbliebene 19.880 Apotheken seien immer für die Patienten da, „wenn Sie uns brauchen“, heißt es. Sie sorgten dafür, dass sie direkt nach dem Arztbesuch ihre Medikamente bekämen. Vor-Ort-Apotheken seien „rund um die Uhr“ erreichbar. „Stellen Sie sich einen Augenblick vor, es gäbe für Sie keine Apotheke in erreichbarer Nähe“, schreibt die Noweda. Seit Jahren gehe die Zahl der Apotheken zurück. Apotheken vor Ort seien darauf angewiesen, dass möglichst viele Menschen ihre Medikamente dort bezögen.

Die großen europäischen Versandapotheken versuchten jedoch immer mehr, das Geschäft an sich zu ziehen. „Anders als wir können diese Konzerne viele Millionen Euro für Werbung ausgeben“, so Noweda: Weil Vor-Ort-Apotheken unverzichtbar seien, „finden wir, dass es richtig ist, den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten zu verbieten“. Nach der Bundestagswahl entscheide die Politik darüber: „Lesen Sie selbst, welche Meinung die Parteien haben und ob sie für oder gegen ein Versandverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel sind.“

Die Noweda-Apotheker können diese Broschüren über ihr Warenwirtschaftssystem kostenlos bestellen. Dazu müssen sie die PZN 09593160 eingeben. „Die Broschüren werden dann umgehend mit der nächsten Tour ausgeliefert“, verspricht die Apothekengenossenschaft.

Die Noweda ist auch an anderen Fronten politisch aktiv. Zusammen mit dem Deutschen Apotheker Verlag wurde Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ein wettbewerbsökonomisches Gutachten zur Rx-Preisbindung übergeben. Mit dem Gutachten sollte die vom EuGH in seinem Urteil bemängelte „Argumentationslücke“ geschlossen werden. Der Gerichtshof hatte mehrfach bemängelt, dass die Kläger nicht ausreichend nachgewiesen hätten, dass die Rx-Preisbindung und die flächendeckende Arzneimittelversorgung miteinander verknüpft seien.

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