Der dänische Pharmahersteller Novo Nordisk hat die Anschuldigungen wegen seines Direktmarketings zurückgewiesen. Verbände der Krankenkassen, Ärzte und Verbraucherschützer hatten das Unternehmen zuvor scharf kritisiert. „Es werden nur Patienten in die Studie aufgenommen, die sowieso auf Insulinanaloga umgestellt werden müssen“, sagte Novo-Nordisk-Sprecher Dr. Franz-Jürgen Schell gegenüber APOTHEKE ADHOC. Zwar sei die Mindestanzahl von 100 Patienten pro teilnehmendem Arzt ungewöhnlich hoch, räumte Schell ein. Dennoch gehe er davon aus, dass es in jedem Fall medizinische Gründe für eine Umstellung gebe.
In einer gemeinsamen Pressemitteilung hatten die Spitzenverbände der Krankenkassen, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Verbraucherzentrale Bundesverband Novo Nordisk scharf kritisiert. Ärzte sollen mit Verträgen über 10.000 Euro dazu bewogen worden sein, im Interesse des Unternehmens Analoginsuline zu verschreiben. Zudem sollten die Mediziner dem Hersteller die Behandlungsunterlagen zur Verfügung stellen.
Schell glaubt nicht, dass sich die Ärzte für die Teilnahme an dem Forschungsprojekt kaufen ließen: „Bei einer Vergütung in Höhe von 100 Euro pro Patient besteht für den behandelnden Arzt kein hoher ökonomischer Anreiz. Immerhin müsse der Arzt pro Patient mindestens drei Behandlungen durchführen, sagte Schell.
Novo Nordisk ist Mitglied im Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA). Deren Geschäftsführer Michael Grusa sagte gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass gegen Novo Nordisk ein Beanstandungsverfahren eingeleitet werde. „Wenn das so stimmt, liegt ein Verstoß gegen den Kodex vor“, sagte Grusa. Anwendungsbeobachtungen seien generell erlaubt und dürften auch nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) honoriert werden. Allerdings gelte dabei der Grundsatz der Nichtintervention, so Grusa. Der Hersteller dürfe also keinen Einfluss auf das Verhalten der Ärzte nehmen.
Der Konzern ist sich keiner Schuld bewusst: „Der Kodex ist sehr wichtig für uns. Sollte bei unserer Studie etwas nicht stimmen, würden wir das natürlich ändern“, sagte Schell. Er vermutet hinter der gemeinsamen Pressemitteilung eine gezielte Kampagne. Denn am 9. Mai läuft die Entscheidungsfrist des Bundesgesundheitsministerium zur Änderung einer Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses ab. Dann wird entschieden, ob Analoginsulina bei Kindern erstattet werden können. „Ich habe das Gefühl, dass das kein Zufall ist. Das Timing ist schon erstaunlich“, sagte Schell.
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