Video-Spezial Notfallkontrazeptiva

Gynäkologen: Pille danach nicht an der Notdienstklappe

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Berlin -

Der Skandal um die Abweisung eines Vergewaltigungsopfers an zwei Kölner Kliniken hat auch die Debatte um die rezeptfreie Abgabe von Notfallkontrazeptiva neu entfacht. Einige Politiker fordern vehement die Entlassung aus der Verschreibungspflicht. Die Apotheker trauen sich die Beratung der Frauen zu. Die Gynäkologen warnen jedoch: In der Apotheke ist aus ihrer Sicht keine adäquate Beratung möglich.

Aus Sicht von Professor Dr. Bettina Toth, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtskunde (dggg), gibt es gute Gründe für die Rezeptpflicht: Gynäkologen könnten dadurch in Kontakt mit den betroffenen Frauen treten und herausfinden, ob überhaupt die Notwendigkeit für die Einnahme der Pille danach besteht, etwa auf der Grundlage einer Zyklusanamnese.

„Notfallkontrazeptiva sollten wirklich nur im Notfall eingesetzt werden, so Toth. „Wir müssen erst einmal herausfinden, ob dieser Notfall wirklich gegeben ist oder ob die Frau gar keine Pille danach braucht, weil sie in ihrer aktuellen Situation gar nicht schwanger werden kann. Deshalb finde ich es so wichtig, das im gynäkologischen Gespräch abzuklären.“

Laut Toth birgt die rezeptfreie Abgabe Gefahren: „Ich denke, dass die Pille danach dann viel häufiger genommen wird: aus Angst und aus Unkenntnis, wie sie überhaupt genommen werden müsste.“

Toth zufolge können Apotheker nicht die gleiche Beratungsleistung erbringen wie Ärzte: „Ich sehe das Hauptproblem darin, dass Apotheker gerade nachts häufig gar keinen engen Kontakt zu den Frauen herstellen können.“ Kleine Notfallfenster seien nicht die ideale Voraussetzung, um Frauen in einer solchen Situation zu unterstützen.

Dr. Christian Belgardt, Präsident der Berliner Apothekerkammer, hatte zuletzt gesagt, dass es die „Pille danach“ auch ohne Rezept geben solle. Schließlich handle es sich nicht um eine Abtreibungspille, sondern um ein Arzneimittel, dass bereits die Befruchtung verhindere. Allerdings sollten Apotheker, wie in anderen Ländern bereits üblich, ein Beratungsprotokoll führen müssen, forderte Belgardt.

SPD und Grüne wollen über den Bundesrat durchsetzen, dass Frauen die Pille danach ohne Rezept bekommen können. Die rot-grün regierten Bundesländer haben Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen damit beauftragt, bis April eine entsprechende Initiative auszuarbeiten.

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