Nach der Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) in Sachen „Pille danach“ gibt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) seinen harten Kurs auf. Er will jetzt prüfen lassen, ob das Notfallkontrazeptivum aus der Verschreibungspflicht entlassen werden sollte. „Wir werden die Empfehlungen des EU-Arzneimittelausschusses genau prüfen und die EU-Entscheidungsfindung weiter verfolgen“, so Gröhe.
Die EMA hatte in der vergangenen Woche empfohlen, das Notfall-Kontrazeptivum ellaOne (Ulipristalacetat) aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Dadurch soll die Wirksamkeit erhöht werden, die vom Einnahmezeitpunkt abhängt. Das Sicherheitsprofil des seit 2009 zugelassenen Präparats sei vergleichbar mit Levonorgestrelhaltigen Präparaten, wie der PiDaNa.
Gröhe war bisher strickt gegen einen OTC-Switch gewesen. Jetzt lenkt er ein und setzt auf die Apotheker: „Unser Ziel ist es, auch weiterhin eine gute Beratung für beide Präparate aus einer Hand sicherzustellen“, sagt Gröhe. „Wenn diese Beratung aufgrund einer Brüssler Entscheidung zukünftig nicht mehr zwingend durch einen Arzt vorgenommen werden muss, ist eine intensive Beratung auch in den Apotheken der richtige Weg.“
In diesem Fall werde er Frauenärzte, Apotheken und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dazu einladen, „gemeinsam Kriterien für eine qualitativ hochwertige Beratung zu entwickeln.“ Der Bundesrat hatte sich bereits Ende vergangenen Jahres für einen erleichterten Zugang zu Notfallkontrazeptiva mit Levonorgestrel ausgesprochen.
Die Oppositionsparteien im Bundestag hatten im September mit drei Anträgen das Plenum aufgefordert, den Beschluss des Bundesrats umzusetzen. Doch im Gesundheitsausschuss verweigerte auch die SPD die Abstimmung – nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern aus Treue zum Koalitionspartner.
Die SPD hatte weiteren Beratungsbedarf angemeldet. Damals verwies Hilde Mattheis, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion auf die kurz bevor stehende Entscheidung der EMA zum möglichen OTC-Switch von Ulipristal.
Die Linke hatte daraufhin kritisiert, dass die SPD sich öffentlich immer für die Verschreibungsfreiheit der Pille danach ausgesprochen habe und der Antrag der Linken identisch mit der Bundesratsinitiative der SPD-regierten Länder sei. Vor dem Koalitionspartner sei die SPD eingeknickt. Die Union ist derzeit die einzige Partei im Bundestag, die sich noch gegen einen Switch ausspricht.
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