Apotheker zahlen für PTA-Schulen Benjamin Rohrer, 18.07.2013 10:33 Uhr
In Nordrhein-Westfalen ist die Zukunft vieler PTA-Schulen weiterhin ungeklärt. Die Landesregierung hat ihre Zuschüsse zur PTA-Ausbildung gestrichen. Die unterschiedlichen Träger der Schulen müssen selbst entscheiden, wie sie die Lücken schließen. An drei Lehranstalten im Verbandsgebiet Nordrhein sind nun regionale Apothekerverbände mit kurzfristigen Finanzspritzen eingesprungen, um den 2014 beginnenden Lehrgang zu sichern.
Bislang haben sich die Schüler, das Land und die Apothekerorganisationen die Ausbildungskosten geteilt: Während die Schüler im Schnitt 200 Euro im Monat zahlten, gab das Land 73 Euro dazu, die Apotheker steuerten insgesamt ein Drittel der Kosten bei.
Durch die Mittelkürzung befürchten die Apotheker des Landes einen Rückgang der Schülerzahlen und Schulschließungen. Mitte Februar hatten die Kammern und Verbände in Nordrhein und Westfalen-Lippe daher die Kampagne „NRW braucht PTA!“ gestartet. Allerdings arbeitet nur etwa jeder zweite Absolvent einer PTA-Schule nach der Ausbildung tatsächlich in einer Apotheke.
Unabhängig von der langfristigen Gestaltung der PTA-Ausbildung in Nordrhein-Westfalen mussten die Träger der einzelnen Schulen in den vergangenen Wochen über die Finanzierung des nächsten Lehrganges entscheiden. Dr. Stefan Derix, Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein, weist darauf hin, dass die Finanzierung von Fall zu Fall unterschiedlich sei: „Die Schulen haben alle verschiedene Träger.“
Um sich von den Plänen der einzelnen Schulen ein Bild zu machen, haben Nordrheins Kammerpräsident Lutz Engelen, und der Vorsitzender des Apothekerverbandes, Thomas Preis, in den vergangenen Wochen alle sechs Schulen in ihrem Gebiet besucht.
Bei den Schulen in Solingen und Duisburg liegt die Trägerschaft in den Händen der Stadt. In Duisburg hat sich der regionale Apothekerverband entschlossen, eine kurzfristige Finanzspritze zu leisten. Man habe es den Schülern nicht zumuten wollen, dass die Differenz durch ein erhöhtes Schulgeld gedeckt wird, so Verbandsbezirkssprecher Hans-Joachim Krings-Grimm.
Den Lehrgang, der in diesem Herbst beginnt und bis 2015 läuft, unterstütze man daher mit 42.000 Euro pro Jahr. „Dies kann aber kein Dauerzustand sein“, so Krings-Grimm. Eine langfristige Lösung für die Schule müsse her.
An den Lehranstalten Baesweiler bei Aachen sowie Essen sind die Apotheker ohnehin schon als Träger beteiligt. Um den Lehrgang des nächsten Jahres zu sichern, haben die regionalen Apothekerverbände der beiden Bezirke ebenfalls entschieden, einen Sonderzuschuss zu zahlen.
In anderen Fällen wird die Lücke durch eine Erhöhung des Schulgeldes geschlossen. So müssen beispielsweise die Schüler der PTA-Schule in Köln im kommenden Jahr mit höheren Beiträgen rechnen. Die Schule wird von der Rheinischen Stiftung für Bildung, Wissenschaft und berufliche Integration getragen. Auch in Solingen, wo die Kommune Träger ist, wird das Schulgeld erhöht. Die freien Träger der Schule in Bonn haben sich ebenfalls zu diesem Schritt entschlossen.
Am Standort Krefeld hat das nicht funktioniert: Der Betreiber Helios-Kliniken hat schon in diesem Jahr keine PTA mehr ausgebildet. Auch in Zukunft soll der Lehrgang dem Vernehmen nach nicht mehr angeboten werden.
Im benachbarten Verbandsgebiet Westfalen-Lippe sind kurzfristige Zahlungen der Apotheker an die PTA-Schulen vorerst nicht geplant. Das mag allerdings auch an den unterschiedlichen Beitragssystemen der Apothekerverbände beider Regionen liegen: In der Verbandsregion Nordrhein erheben auch die einzelnen regionalen Verbände autonome Beiträge, mit denen auf kurzfristige Kosten flexibel eingegangen werden kann.