Keine 2000 mehr

Nordrhein: 61 Apotheken weniger

, Uhr
Berlin -

Im vergangenen Jahr setzte sich der Rückgang von Apotheken in Deutschland unvermindert fort. Bereits in den ersten drei Quartalen schlossen mehr als 380 Betriebe. Auch das vierte Quartal scheint den Trend bestätigt zu haben: Im Kammerbezirk Nordrhein sank die Zahl der Apotheken bis Jahresende um 61 Betriebe. Damit liegt die Gesamtzahl der Apotheken dort erstmals unter 2000.

„Zu wenig Honorar, zu viel Bürokratie, schlimme Lieferengpässe bei Medikamenten und der auch bei uns herrschende Fachkräftemangel – die Bedingungen, eine Apotheke zu führen oder gar neu zu eröffnen, werden immer schlechter“, erklärt Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein.

Ende 2024 sank die Zahl der öffentlichen Apotheken im Kammerbezirk laut Kammerangaben auf 1940 Betriebe. Noch gebe es zwar in jeder Kommune mindestens eine Apotheke, doch die Wege für Patienten würden weiter, vor allem im Notdienst, warnt die Kammer. In den verbliebenen Anlaufstellen hätten Apothekerinnen und Apotheker als Heilberufler zudem immer weniger Zeit, sich um die Patienten zu kümmern.

Düsseldorf liegt vorn

Im vergangenen Jahr schlossen laut der Kammer in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf insgesamt 66 Apotheken dauerhaft. Demgegenüber stehen lediglich fünf Neueröffnungen. Die meisten Schließungen wurden in Düsseldorf verzeichnet, wo sieben Apotheken den Betrieb einstellten. In Wesel und im Rhein-Sieg-Kreis gaben jeweils sechs Apotheken auf, während in Köln und in der Städteregion Aachen jeweils fünf Betriebe geschlossen wurden.

„Persönliche Beratung, die direkte Verfügbarkeit von Medikamenten, individuell hergestellte Arzneimittel – die Liste der Vorteile ist lang, die Apotheken gegenüber ausländischen Versendern und neuartigen Internetplattformen haben. Dennoch fühlen wir uns auch in diesem Bereich von der Politik im Stich gelassen“, so Hoffmann. Es könne nicht sein, dass man rezeptpflichtige Arzneimittel durch das Ausfüllen von Fragebögen per Post zugeschickt bekomme. „Wir als Kammer Nordrhein gehen gegen solche Auswüchse vor. Arzt und Apotheker sind für die Gesundheit da, nicht irgendwelche Geschäftemacher im Netz.“

Bessere Honorierung

„Von der neuen Bundesregierung brauchen wir endlich ein Gegensteuern. Immer weniger Apotheken seit einem Vierteljahrhundert – das ist unerträglich“, erklärt Hoffmann. „Die Apotheken erhalten heute noch ein Honorar wie vor 20 Jahren – ein absolutes Unding, angesichts enorm gestiegener Kosten in allen Bereichen.“ Der Gesetzgeber müsse hier endlich gegensteuern. „Und hier lassen wir uns künftig nicht mehr mit der Aussage, dass kein Geld da wäre, abspeisen“, verspricht er.

Formal seien die Apothekerinnen und Apotheker zwar Freiberufler, de facto nähmen sie jedoch nahezu eine hoheitliche Aufgabe im Auftrag des Staates wahr. Es wäre daher an der Zeit, dass der Staat seiner Verantwortung gerecht würde und angemessene Rahmenbedingungen schüfe, die dieser besonderen Tätigkeit entsprechen. „Es kann nicht sein, dass Inhaber, die das volle wirtschaftliche Risiko mit ihrem Privatvermögen tragen, weniger Geld haben als ihre Angestellten“, so Hoffmann.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Gesundheitsminister setzt auf Direktmandat
Kein Listenplatz für Lauterbach
Mehr aus Ressort
ApoRetrO – Der satirische Wochenrückblick
Gefangen in der Notdienst-Matrix
„Würde ich meinen Beruf wieder wählen?“
2025: Schicksalsjahr für Apotheken

APOTHEKE ADHOC Debatte