Lieferservice

Nordbrief fährt Arzneimittel aus

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Berlin -

Lange Zeit war der Botendienst für viele Apotheken ein lästiges Anhängsel ihrer Aufgaben. Angesichts der wachsenden Liefertätigkeiten in allen möglichen Branchen entwickelt sich daraus jetzt ein wichtiges Service- und Wettbewerbselement. Das sieht auch Apothekerin Dr. Sandra Landgraf von der Stop-Apotheke in Rendsburg so und bereitet sich auf die kommenden Herausforderungen vor. Um die über ihren regionalen Webshop bestellten Arzneimittel auszuliefern, hat sie jetzt eine Kooperation mit dem lokalen Logistikunternehmen Nordbrief geschlossen.

Der Anlass für die Zusammenarbeit beruht auf dem ökologischen Engagement der Apothekerin. Als die in der Nachbarschaft ansässige Zustellgesellschaft Schleswig-Holstein (ZG) ihre Liefertätigkeit auf umweltfreundliche Technik mit Elektro-Lastenfahrrad und einem Elektro-Kastenwagen umstellte, sagte sie sich: „Jetzt probiere ich das mal aus.“

Alle Bestellungen, die in ihrem Online-Shop auflaufen, stellt jetzt Nordbrief mittwochs und freitags vor Ort zu, damit die Stop-Apotheke ihren Lieferradius erweitern kann. „Das können meine eigenen Boten nicht allein schaffen. Es geht darum, eine Logistik für unsere Apotheke vor Ort aufzubauen für alle, die sich regional versorgen und nicht bei anonymen Versendern bestellen wollen“, sagt Landgraf.

„Ich habe immer noch meinen eigenen Boten“, berichtet die Apothekerin, „aber so kann ich meinen Lieferradius und Lieferumfang mit Hilfe eines professionellen Logistikunternehmen erweitern. Großer Vorteil der Kooperation mit Nordbrief sei vor allem der persönliche Kontakt. Den Mitarbeitern von Nordbrief würden die Lieferungen genauso persönlich übergeben wie den apothekeneigenen Boten auch. „Die Arzneimittel werden nirgends anonym zwischengelagert, sondern direkt ausgeliefert. Es ist eine ‚Same-Day-Delivery‘ für den Kunden aus der örtlichen Apotheke seines Vertrauens, die er auch jederzeit persönlich besuchen kann oder schon besucht hat“, so Landgraf.

Zum Einsatz kommen die strombetriebenen Fahrzeuge im Stadtgebiet von Rendsburg. Die ZG gehört zur größten norddeutschen Verlagsgruppe und ist zuständig für die Auslieferung sämtlicher im Verlag erscheinenden Tageszeitungen und Wochenblätter.

Unter der Dachmarke Nordbrief arbeitet die ZG mit den größten Zustellgesellschaften im Norden zusammen und stellt seit zehn Jahren Briefpost zu – seit neuestem auch Pakete. „Dafür könnte ich auch DHL nutzen“, sagt Landgraf, „ich habe ja eine Versandhandelserlaubnis.“ Sie unterscheidet nach eigenen Angaben trennscharf zwischen Touren des „normalen“ Botendienstes und dem Online-Geschäft.

„Ich muss mich schließlich für die Zukunft rüsten“, so Landgraf. Niemand wisse, wie schnell das elektronische Rezept komme. Aber die Logistik aufbauen für mögliche Herausforderungen will sie bereits jetzt. „Die Kooperation mit der ZG ist auch Neuland für mich, ein Probelauf, ich möchte Erfahrungen sammeln.“

Ihren Webshop hat Landgraf auf ihre Region zugeschnitten. Nur die umliegenden Postleitzahlen im 20 Kilometer-Radius sind frei geschaltet. „Ich will keinen bundesweiten Versandhandel aufziehen, aber in meiner Region den Kundenwünschen entsprechen.“ Einmal täglich bringen Nordbrief-Mitarbeiter die bestellten Medikamente exklusiv direkt zu den Patienten. Dabei gilt: Kunden, die bis 15 Uhr Hustensaft, Schmerzmittel oder Cremes bestellen, werden noch am gleichen Tag beliefert.

Übrigens: Mit dem Straßenverkehr war die Stop-Apotheke schon immer eng verbunden. Weil die Apotheke an Rendsburgs ersten und größten Kreisverkehr liegt, wo vor Jahrzehnten das erste Stop-Schild aufgestellt wurde, hat die Apotheke diesen Namen übernommen. „Stop-Straße“ heißt die Eckernförder Straße denn auch im Volksmund seit langem. Seit 2013 führt Landgraf die Apotheke. Sie hat diese von ihrer Mutter übernommen.

Seitdem wurde kräftig modernisiert, auf Ökologie umgeschaltet: Die Leuchtschilder und alle anderen Beleuchtungen wurden auf LED-Lampen umgerüstet, neue, energiesparende Kühlschränke angeschafft, das Büro auf „Blaue Engel“-Papier umgestellt und zur Kompensation der Emissionen des Lieferfahrzeugs werden Bäume gepflanzt. Dafür hat die Stop-Apotheke ein vom Bundeswirtschaftsministerium gefördertes Klimaschutz-Zertifikat erhalten. Jährlich spart die Stop-Apotheke so knapp 14 Tonnen Kohlendioxid.

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